Ostern - eine Provokation

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Was tun mit der Osterbotschaft, dem Zentrum des Christentums? Zunehmend gilt mein Mitgefühl allen, die diese unglaubliche Botschaft möglichst 'zeitgemäß' zu verkünden haben.

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Was tun mit der Osterbotschaft, dem Zentrum des Christentums? Zunehmend gilt mein Mitgefühl allen, die diese unglaubliche Botschaft möglichst 'zeitgemäß' zu verkünden haben.

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Jetzt geht es rasch auf Ostern zu, auf das große Hoffnungs-Fest: Der Tod hat, so werden wir hören, nicht das letzte Wort. Ob Mensch, Tier oder Blume, alles ist in den Kreislauf eingespannt: "Stirb - und werde!"

Es ist eine unausweichliche Folge des Alterns: Immer öfter stehe ich am Sarg vertrauter Menschen; höre bei "Auferstehungs-Messen" den Choral: "Näher, mein Gott zu Dir" - und lausche Priestern, die sich redlich mühen, uns Diesseitigen wieder das Tor zum Jenseits zu öffnen.

Ein schwierig gewordener Auftrag. Denn wo es um den Glaubenskern geht, da sind keine Gewissheiten abzuholen. Schon gar nicht in einem Umfeld verdunstender Religiosität.

Wer von uns ankert denn noch in der festen Geborgenheit einer höheren Ordnung - ohne Angst vor dem, was da unweigerlich kommt? Und wer lässt noch Raum für die Möglichkeit, dass wir Menschen nur einen Bruchteil der "letzten Dinge" erkennen können?

Johannes Huber, Theologe, Hormonund Altersforscher, hat den Tod kürzlich "als so etwas wie eine Mülltrennung" bezeichnet. Dabei werde "ein Teil des Menschen entsorgt - und der andere Teil in eine Welt verlegt, die weder Zeit noch Masse kennt". Welch mutige Formulierung für einen Wissenschaftler! Sie bietet zumindest Erklärungsansätze für das letztlich Unerklärbare unserer Vergänglichkeit - und Ewigkeit.

Umfragen zeigen: Der österliche Jubelruf vom "Wunder des Lebens, das kein Ende kennt" liegt auch in Österreich zunehmend unter Skepsis verschüttet. Selbst Menschen über 60 Jahre (das Hauptreservoir an Kirchentreuen) zweifeln mehr und mehr am Weiterleben der Seelen.

Bezeugt, nicht bewiesen

Wie aber war das einst bei Jesus, dessen Tod und Auferstehung dieses Europa wesentlich geprägt hat? Ungezählte Bücher, Predigten, Streitschriften haben über die Jahrhunderte mit dem Mysterium dieses Festes gerungen.

Und heute: Was tun mit der Osterbotschaft, dem Zentrum des Christentums? Zunehmend gilt mein Mitgefühl allen, die diese unglaubliche Botschaft möglichst "zeitgemäß" zu verkünden haben - diesen Stachel in der Physik des 21. Jahrhunderts. Von allen österlichen Deutungsversuchen ist mir jener am nächsten, den uns Kardinal König hinterlassen hat. Er schrieb:

"Man sagt, die Auferstehung Jesu sei historisch nicht nachzuweisen. Wieso? Sie ist genauso nachzuweisen, wie zu allen Zeiten Tatsachen nachgewiesen wurden - nämlich durch Zeugen. Nicht einer, sondern viele Jünger haben den Auferstandenen gesehen. Sie waren keine Schwärmer, keine Ekstatiker, sondern nüchterne, enttäuschte, skeptische Menschen. Und sie haben über das, was sie gesehen haben, Zeugnis gegeben - nicht nur mit Worten, sondern durch ihr Leben. Haben Verfolgung und Marter auf sich genommen, sind dafür in den Tod gegangen. Wer tut das für eine bloße Vision?"

"Beweis" ist das vermutlich keiner - aber doch viel Stoff zur Nachdenklichkeit.

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