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Auf den Spuren des Paulus": So betitelte Johannes Paul II. seine Reise nach Athen und Damaskus, und es gelang ihm, dort auch selbst markante Spuren zu hinterlassen*). Einmal mehr sah die Welt, wie der römische Papst - körperlich, aber keineswegs geistig gebeugt - seine Kirche weiterbringen will. Auch vom hinhaltenden Widerstand seiner Gesprächspartner lässt er sich nicht beirren: Die Athener Vergebungsbitte für die Verbrechen der Kreuzfahrer in Konstantinopel und die Absichtserklärung gegen Proselytismus kommen der Orthodoxie klar entgegen. Doch es liegt nicht nur an Johannes Paul II., wie die Ökumene mit den Ostkirchen weitergeht. Ob und wann die in sich uneinigen orthodoxen Kirchen die ehrlich ausgestreckten Hände des römischen Pontifex zu einem gemeinsamen Aufbruch ergreifen können, wird sich erst langsam erweisen.

Aber auch in der eigenen Kirche klingen die prophetischen Visionen des Papstes über die Einheit der Christen und den Dialog der Religionen noch wie Zukunftsmusik. Zum einen liegt der Teufel im Detail: Dass Johannes Paul II. das Konzept der mit Rom unierten Ostkirchen als "Modell der Vergangenheit" bezeichnete, erfreute die Orthodoxie, dürfte aber von den Betroffenen kaum goutiert werden. Wie es in Zukunft weitergehen soll? Der Papst sprach in Athen davon, man müsse "offener und aufmerksamer werden, was der Geist heute den Kirchen sagt": Das ist ebenso eine vage Absichtserklärung wie die Aufforderung Johannes Paul II. in seiner Ökumene-Enzyklika "Ut unum sint", wo er alle Kirchen einlädt, mit ihm über die Zukunft des Papstamtes nachzudenken. Die Enzyklika stammt aus 1995, und eine substanzielle Weiterführung dieser Diskussion auf ökumenischer Ebene ist nicht in Sicht.

Das betrifft durchaus auch die katholische Kirche selbst, in der die großen Worte des greisen Papstes nicht überall ankommen. Man denke nur an jüngere römische Papiere zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog. Zu letzterem - zwischen dem Islam und der katholischen Kirche - rief der Papst in Damaskus engagiert auf. Auch hier gilt: Das Gespräch der Religionen ist nur dann ein ehrliches, wenn den großen Worten nicht römische Widerworte (schmerzliches Beispiel: das Dokument "Dominus Iesus") folgen.

*) siehe auch Seite 7 dieser furche.

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