Papst Slowakei - © APA / AFP / Vatican Media / Handout    -    Papst Franziskus am 14. September 2021 in der Roma-Siedlung Lunik IX in Košice

Papst Franziskus zu Besuch: Stoßlüften in der Slowakei

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Bei seinem Besuch im Land zwischen Tatra und Donau hat sich Papst Franziskus ein weiteres Mal als einer erwiesen, der die frohe Botschaft anbietet, ohne sie aufzuzwingen.

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Bei seinem Besuch im Land zwischen Tatra und Donau hat sich Papst Franziskus ein weiteres Mal als einer erwiesen, der die frohe Botschaft anbietet, ohne sie aufzuzwingen.

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Was Franziskus am 12. September in Budapest wollte und was er nicht wollte, war völlig klar: dem Eucharistischen Weltkongress beim Abschlussgottesdienst einen aktivierenden Akzent zu verleihen und bei der unausweichlichen Begegnung mit der ungarischen Staatsspitze seine Vorbehalte gegenüber deren Politik zum Ausdruck zu bringen.

Ganz anders der Staatsbesuch in der Slowakei, der noch am selben Tag begann und bis Mittwoch, den 15. September dauern sollte. Warum und warum so lang? Hatte ihn Präsidentin Zuzana Čaputová bei ihrem Besuch im Vatikan davon überzeugt, dass nach so vielen Einladungen ihrer Vorgänger der Zeitpunkt gekommen wäre, der ihren zu folgen? Handelte es sich vielleicht um die letzte Visite des demnächst 85-Jährigen in Mitteleuropa? Wollte er im kleinsten Land der Visegrád-Vier vor allem den Polen zu verstehen geben, dass er einen Nationalkatholizismus für die falsche Antwort auf die Herausforderungen der Zeit hält? Oder wollte er doch reinen Tisch mit den slowakischen Bischöfen machen, die mit der Bewältigung der Affäre um den vor neun Jahren abgesetzten Erzbischof Róbert Bezák nicht zu Rande gekommen sind?

Schwere Bürden

Einige alljährlich wiederkehrende Termine Anfang September halfen den Organisatoren, der Steilvorgabe der Planung eines Papstbesuchs in nur zehn Wochen zu entsprechen. Am 9. September wird der Annahme des sogenannten Judenkodex gedacht, der heuer vor 80 Jahren den Beginn der systematischen Judenverfolgung in der Slowakischen Republik im Zweiten Weltkrieg markiert und der mit der Deportation und Ermordung von 70.000 Staatsbürgern endete. Das Gedenken kirchlicherseits ist erst in den letzten Jahren in Schwung gekommen und wird vor allem durch die Anhänglichkeit eines bedeutenden Teils des Klerus und der kirchlichen Kernschicht an die Republik des Priesterpräsidenten Jozef Tiso gebremst. Das Kaddisch bei der kurzen Feier mit den Vertretern der Jüdischen Gemeinden und dem Papst an der Stelle der von den Kommunisten einer Donaubrücke geopferten Synagoge geriet zum ergreifendsten Moment des Papstbesuchs.

Vom 11. bis 14. September 2003 hatte Johannes Paul II. zum dritten und letzten Mal die Slowakei besucht. Franziskus wandelte daher nicht bloß in den Schuhen des Petrus, sondern auch in jenen seines Vorvorgängers. Die Vergleiche mit dem polnischen Papst, der 1995 im Hubschrauber über die Tatra geflogen wurde, sollten kein Ende nehmen und beim Wallfahrtsgottesdienst in Šaštín am 15. September segnete Franziskus den Grundstein für eine Kirche, die dem „heute schon heiligen Papst“ geweiht wird.

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