Perlenliebhaber mit scharfen Kanten

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Für Ali Larijani ist das Nuklearprogramm seines Landes eine "Perle". Die poetische Sprache des iranischen Chefunterhändlers für das Atomprogramm kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Larijani ein konservativer Hardliner und ein Intimfeind von Reformkräften des Landes ist.

Er wird von Beobachtern zwar als pragmatischer und gemäßigter in seiner Ausdrucksweise beurteilt - vor allem im Vergleich mit Präsident Mahmoud Ahmadinejad; doch in der Sache ist der 49-jährige Vorsitzende des iranischen Sicherheitsrates genauso beharrlich und unnachgiebig. Vielleicht ist er auch deshalb öfter als andere iranische Spitzenpolitiker auf internationalem Parkett zu sehen. Larijani reiste etwa im vergangegen Feburar zur Münchner Sicherheitskonferenz.

Als am Montag Irans Präsident Ahmadinejad die Machtzentren der Welt mit der Ankündigung empörte, dass Teheran nun in der Lage sei, sich selbst mit Nuklear-Brennstoffen für Kernkraftwerke zu versorgen, setzte Ali Larijani beruhigend und zugleich drohend nach: Sein Land sei bereit, mit den westlichen Staaten zu verhandeln, "um ihre Sorgen über einen atomaren Iran auszuräumen, ohne unsere wissenschaftliche Entwicklung zu stoppen." Allerdings würden UN-Sanktionen gegen sein Land dabei nicht helfen, sondern eine "ernsthafte Reaktion" provozieren. Larijani schloss auch eine Kündigung des Atomwaffensperrvertrages nicht aus. Der Iran wird das in seinen Augen friedliche Atomprogramm trotz UN-Sanktionen fortsetzen, daran will er keinen Zweifel lassen. In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung verteidigte Larijani das Vorgehen Teherans: "Jetzt wird uns vorgeworfen, dass es einen Missbrauch in der Zukunft geben könnte. Aber niemand kann eine Bestrafung verlangen, bevor ein Verbrechen begangen wurde."

Vor der Freilassung der 15 britischen Seeleute vergangene Woche war es Larijani gewesen, der hinter den Kulissen mit London über die Rückkehr der Gefangenen in ihre Heimat verhandelt hatte. Auch in dieser Causa hatte er den diplomatischen Weg in den Vordergrund gerückt. Was bringe es seinem Land "ein paar britische Soldaten im Iran festzuhalten", wurde Larijani zitiert. Doch er rückte keinen Millimeter von der Sicht Teherans ab, dass die britischen Soldaten unrechtmäßig in iranische Gewässer eingedrungen seien.

Ali Larijani gilt als einer der einflussreichsten Politiker des Iran mit direktem Draht zu Revolutionsführer Khamenei. 1958 wurde er in der den Schiiten heiligen irakischen Stadt Najaf geboren und gemäß einem strengen Islam erzogen. Sein Vater war der Großayatollah Haj Mirsa Hashem Amoli. Sein Bruder Sadegh Larijani ist geistliches Mitglied im ultrakonservativen iranischen Wächterrat. Dieses Gremium untergrub in den vergangenen Jahren alle wesentlichen Gesetzesvorhaben der reformorientierten Kräfte.

Larijani, der auch als Kulturminister tätig war, tat seinen Teil, um Reformkräfte mundtot zu machen. Zwischen 1994 und 2004 war der studierte Mathematiker und Philosoph Chef des staatlichen Rundfunks und trug wesentlich zur "Islamisierung" des Fernsehprogamms bei. Er machte deutlich, was er unter "Reform" verstanden wissen will: "Wenn Reformen nicht im Sinne der Religion, der Gerechtigkeit und Moral durchgeführt werden, dann sind es keine Reformen." bog/APA

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