6742075-1966_45_08.jpg
Digital In Arbeit

Priestererziehung für morgen

Werbung
Werbung
Werbung

Neun Theologen aus dem Wiener Priesterseminar unternahmen im August dieses Jahres eine ausgedehnte Studienreise durch die Länder Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Holland und Deutschland. Hauptzweck dieser Reise war es, die seelsorgliche Situation in den genannten Ländern zu studieren sowie vor allem Pastoral- experimente auf dem breiten Sektor der Seelsorge kennenzulernen. In Belgien hatte diese Gruppe Gelegenheit, große Seminare — im Geiste des Konzils geführt — in Mechelen und Leuven, sowie in Holland das Europaseminar in Maastricht kennenzulernen.

„Heute brauchen die Menschen, die nach der christlichen Botschaft leben sollen, Priester, die ihnen in ihrer Unsicherheit vor allem auch dadurch helfen, daß die Botschaft, die sie verkünden, in ihrer eigenen gläubigen Lebensgestaltung sichtbar und geradezu handgreiflich wird“ (Grėinacher N.), Der Priester steht als Mensch unter Menschen. Die Spiritualität des welttüchtigen Priesters soll weltoffen und kollegialen Charakters sein. Diesen Aspekt der Kollegialität hebt auch das Konzil im Dekret über „Dienst und Leben der Priester“ hervor.

„Die Priester, die durch die Weihe in das Presbyterium eingegliedert sind, werden durch eine tiefe sakramentale Bruderschaft miteinander verbunden“(ebd. II, 8). — „Damit die Priester überdies in der Pflege eines geistlichen und geistigen Lebens an einander Hilfe finden, besser in ihren Dienst Zusammenarbeiten können und vor Gefahren, die vielleicht aus der Einsamkeit entstehen könnten, bewahrt werden, soll ein Gemeinschaftsleben ... unter ihnen gefördert werden“ (ebd.).

Priesterliche Gemeinschaften

Das Prinzip der Kollegialität wurde also vom Zweiten Vatikanum neu entdeckt. Das unerläßliche Zeugnis, das den heutigen Priestern abgefordert wird, ist das Zeugnis prie- sterlicher Gemeinschaft. Arbeitsund Lebensgemeinschaft, das heißt brüderliche Gemeinschaft. Gegenseitige Verantwortung — das heißt gemeinsame Verantwortung. Nach dem Lebensprinzip der Welt und der Kirche bedarf auch die Hierarchie echter Partnerschaft, ist rechtliche Autorität nicht denkbar ohne Liebe. Denn wahre Autorität mißt sich an der liebenden Verantwortung. Wir als Priester beziehungsweise als Theologen und zukünftige Priester müssen heute noch anfangen, selber die Kirche zu leben.

Im Dekret über die Priestererziehung heißt es: „Unter Leitung des Regens sollen sie (die Alumnen) in enger Gemeinschaft des Geistes und der Arbeit verbunden sein.“ Die Vorstellung und die Alumnen sollen „eine Familie bilden, die dem Gebet des Herrn ,auf daß sie eins seien“

entspricht und in den Alumnen Freude am eigenen Beruf mehrt“ (III, 5). „Das Geheimnis der Kirche, das von dieser heiligen Synode besonders dargelegt wurde, soll sie so erfüllen, daß sie dem Stellvertreter Christi in demütiger und kindlicher Liebe ergeben sind, daß sie später als Priester ihrem eigenen Bischof als ergebene Mitarbeiter anhangen und in gemeinschaftlicher Arbeit mit ihren Mitbrüdern Zeugnis für jene Einheit geben, durch die die Menschen für Christus gewonnen werden“ (Dekret über die Priestererziehung IV, 9).

Das Leben im Seminar muß daher der Anfang des Lebens eines welttüchtigen Priesters sein. Das heißt, er muß sich der Verantwortung der Welt gegenüber, in der er Gottes Wirken sieht, bewußt sein. Er schuldet der Welt, die er zu Gott führen soll, Verantwortung. Diese Verantwortung ist grundgelegt im besonderen Priestertum. Dieses wird durch das allgemeine Priestertum des Laien ergänzt. Denn Priester und Laien zusammen bilden die Kirche, das eine Volk Gottes.

Wenn der Priester Diener am allgemeinen Priestertum des Laien ist, dann können wir seine Spiritualität folgendermaßen skizzieren:

Der Priester dient dem Volk Gottes, und zwar durch die Pflicht der Verkündigung — besonders an die Armen; durch das Vorbild in der Bruderliebe; durch das Beispiel in Verzicht und Opfer; durch Spendung der Sakramente; durch die geistige und moralische Unterstützung der Laien in ihrem technischen und sozialen Dienst an der Welt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung