"Befruchtete Eizellen, die wir einfrieren, Embryos' zu nennen ist vertrottelt", gab sich unlängst Professor Wilfried Feichtinger ungehalten (Der Standard vom 24. Juli 2003). Die Rede war von befruchteten Eizellen vor der Einnistung und von der Möglichkeit, diese "weg zu werfen oder zu beforschen".
"Ein Dreck ist das ein Emb- ryo", setzt der erboste Professor ganz unprofessoral nach: "Daher darf man Zygoten wegwerfen und natürlich auch beforschen". Auch sei er für die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID). "Das hat nichts mit Eugenetik zu tun", wird Feichtinger zitiert. "Aber 70 Prozent der befruchteten Eizellen sind chromosomal so kaputt, dass sie niemals lebensfähig werden können. Warum soll ich sie den Frauen implantieren." Die PID filtere diese heraus, die Erfolgsrate steige. Derzeit liege sie in Österreich bei 30 Prozent.
Bei so viel Erfolg kann einem das nicht aufhörende Gerede vom "menschlichen Leben" offen- bar ganz schön auf die Nerven gehen. Lächerlich rückschrittlich - ängstliche Bedenken dürften das aus der Sicht des "medizinischen Vaters des ersten österreichischen Retortenbabys" (© Der Standard) sein. Respekt und Respektabstand gegenüber den Anfängen des menschlichen Lebens sind scheinbar nicht mehr drinnen. Nicht einmal mehr in der Sprache.
Und die Kinderwunscherfül- lung muss sowieso alle Einwände zum Schweigen bringen. Aber Erfolg in der Retorte dispensiert nicht nur nicht von der Mitverantwortung für die Zukunft des umfassend Menschlichen: er erhöht diese Mitverantwortung. Vor allem dafür, womit man sich überhebt. Auch wenn man im Reagenzglas menschliches Leben auf den Weg schicken kann.
Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.
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