Johann Weber, als Christ, Bischof und Mensch geschätzt, geliebt, bewundert, aber nie beneidet, hat den Vorsitz in der österreichischen Bischofskonferenz an Kardinal Schönborn, den Diplomaten und Weltmann, abgetreten, der sich als dialogfähiger und dialogbereiter Konservativer weit über seine "Stammanhänger" hinaus Respekt erworben hat. Ein Routine-Akt?
Naja. Vielleicht muß man sich noch einmal an das Ergebnis des Papstbesuches zurückerinnern. "Der Papst hat den Ball wieder an Österreichs Bischöfe zurückgespielt": Dieser Satz wurde von allen österreichischen Medien unwidersprochen abgedruckt. Kritischer war die katholische britische Wochenzeitung "The Tablet". "Wo hat der Papst das gesagt?" lautete die Rückfrage an den österreichischen Gastautor. "Nirgends direkt, aber indem er nur den Bischöfen das Referat über den Dialog zustellte ..." Einwand: Aber die Bischöfe konnten doch nicht hinnehmen, daß sie jetzt für Probleme die Verantwortung tragen, die ja doch nur die Weltkirche entscheiden kann?! "Doch, sie räumten alle ein, daß die Initiative nun wieder bei ihnen läge." London war noch immer nicht zufrieden: "Soll tatsächlich die Weltkirche jetzt wie gebannt nach Österreich starren, wie dort über Frauenweihe und Pflichtzölibat für Weltpriester entschieden wird?" Nein, natürlich nicht!
Dann aber bleibt der Verdacht, der Papst habe den Bischöfen Österreichs nicht eine Entscheidungsbefugnis übertragen, sondern nur die Bürde auferlegt, ihren Diözesanen beizubringen, daß die aktuellen Reformforderungen letztlich alle schon "definitiv" entschieden sind. Von Rom. Abschlägig.
Sollte Bischof Weber bei seinem Abtritt auch etwas von einem Propheten an sich gehabt haben, und Erzbischof Schönborn bei seinem Antritt etwas von einem Kandidaten für höhere diplomatische Weihen? Für Österreichs katholische Kirche wäre das wenig Grund zum Jubeln.
Wenn sie unrecht haben, schuldet uns "The Tablet" eine Flasche von 16jährigen Lagavulin. Andernfalls schulden wir Dank für Vorwarnung.