Prophetisch und auch wieder nicht

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Der Glaube wird nach alter Lehre auf drei Wegen weitergegeben: durch die Frömmigkeit des Volkes, die großen Männer und Frauen der geistlichen Tradition und die wissenschaftliche Theologie. Zu der hat Papst Franziskus jüngst ein Schreiben mit dem schönen Titel "Veritatis gaudium" - die "Freude der Wahrheit" - veröffentlicht. Dessen programmatische Einleitung ist tatsächlich eine wahre Freude.

Dort steht zum Beispiel: "Der Theologe, der sich an seinem vollständigen und abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig. Der gute Theologe und Philosoph hat ein offenes Denken, das heißt, es ist nicht abgeschlossen, immer offen für das 'maius' Gottes und der Wahrheit, immer in Entwicklung begriffen". Das hat man so auch schon länger nicht mehr aus Rom gehört.

Der Papst fordert eine lebensnahe, dialogische Theologie und das "nicht als rein taktische Vorgehensweise, sondern aus dem inneren Bedürfnis heraus, gemeinsam die Erfahrung der Freude der Wahrheit zu machen". Er regt an, zusammen mit Wissenschaftlern "mit unterschiedlichem religiösen Hintergrund und aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen" daran zu arbeiten, wie die Umwelt gerettet und die Armen verteidigt werden können und wie ein Netz "der gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit" aufgebaut werden könne.

Eine kreative, mutige Theologie will der Papst also, die im Gespräch mit anderen Wissenschaften die aktuellen Probleme der Gesellschaft aufgreift. Das ist anspruchsvoll und eine wirkliche Herausforderung für die Theologie, die ein akademisches Projekt ist, im Akademischen aber nicht aufgehen darf.

Dann aber folgen im päpstlichen Text viele Paragrafen, die nicht so richtig dazu passen wollen: Da bleibt fast alles beim Alten, überwiegen wieder Kontrolle und Zentralismus. Was wird gelten?

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