Ratzinger, Kaspar & Co.

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Zu Hanspeter Oschwalds Buch "Die Deutschen im Vatikan".

Am Cover lächelt Kardinal Joseph Ratzinger hinter einer römischen Säule hervor. Wenn es um "Die Deutschen im Vatikan" geht, so der Titel des Buches von Hanspeter Oschwald, ist der Präfekt der Glaubenkongregation und Dekan des Kardinalskollegiums sicher der bekannteste und einflussreichste. Dass er unter allen Theologen seiner Kongregation für Insider auch noch als "der offenste" gilt, wie Oschwald schreibt, sollte allen, die Ratzinger für den Inbegriff erzkonservativer Katholizität halten, zu denken geben.

Oschwald, seit fast 40 Jahren als Journalist mit dem Vatikan vertraut, sieht den anderen deutschen Kurienkardinal, den Schwaben Walter Kasper, der den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen leitet, eher als "Hoffnungsträger" für die Zukunft. Nicht ganz so ausführlich wie die Kardinäle skizziert Oschwald andere Deutsche in der Kirchenzentrale.

Da gibt es den Kurienerzbischof Paul Josef Cordes, als Präsident von "Cor unum" für praktizierte Nächstenliebe zuständig, der als Anwärter für ein deutsches Erzbistum oder einen Kardinalshut gilt, da gibt es Notker Wolf, den Abtprimas der Benediktiner und Fan der "Rolling Stones", da gibt es Jesuitenpatres wie Peter Gumpel, der sich mit Heilig- und Seligsprechungen befasst, oder Eberhard von Gemmingen, der bei Radio Vatikan das deutschsprachige Programm betreut. Mehrere Persönlichkeiten und die Institutionen, für die sie arbeiten - vom Staatssekretariat über das Priesterkolleg Anima bis zum Campo Santo Teutonico -, stellt Oschwald in kurzen Kapiteln vor. Wenige dürften wissen, dass der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer, Mitglied der Päpstlichen Akademie für soziale Wissenschaften ist.

Die größte Mühe bereitete es Oschwald, der in seinem Buch auch das schwierige Verhältnis zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche beleuchtet, in Rom auch eine hochrangige Frau im Kirchendienst zu finden: Mechtild Meckl, immerhin Generaloberin der Maria-Ward-Schulschwestern. Doch die ihr vorgesetzte Behörde, die Ordenskongregation, ist männlich beherrscht: "Am Empfang sitzt eine Frau und eine im Archiv."

DIE DEUTSCHEN IM VATIKAN

Ein Report

Von Hanspeter Oschwald. Verlag Herder, Freiburg 2003, 190 Seiten, TB, e 10,20.

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