Raus aus der Sklaverei

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Hohe Dunkelziffer und Daten, die großteils auf Schätzungen basieren. Das Geschäft mit der Ware Mensch ist schwierig in Zahlen zu fassen. Mit der Aussage, dass es sich dabei um ein Riesengeschäft handelt, liegt man aber in jedem Fall richtig. Weltweit fallen pro Jahr laut besagten Schätzungen jedenfalls 2,7 Millionen Personen Menschenhändlern zum Opfer, davon 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche. Allein in Wien rechnet die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit 7000 betroffenen Ausländern.

„Österreich ist Transit- und Zielland“, sagt Bundeskriminalamt-Experte Gerald Tatzgern im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Manche Opfer werden von Österreich weiter in andere europäische Länder durchgeschleust, andere bleiben hier und werden zum Betteln, Stehlen oder zu Sexarbeit gezwungen. Verlagert hat sich die Herkunft der Opfer, sagt Tatzgern: Betroffene in Österreich kommen zunehmend aus dem östlichen EU-Raum – aus Slowenien, Rumänien und Ungarn. Gering ist die strafrechtliche Verfolgung: 2008 gab es nur rund 30 Anzeigen. Sechs Personen wurden im Vorjahr wegen Menschenhandels (§104a) verurteilt, im Jahr zuvor waren es lediglich zwei. 61 Personen wurden wegen grenzüberschreitendem Prostitutionshandel (§217) verurteilt.

Dabei zählen die rechtlichen Grundlagen Österreichs im Bereich Menschenhandel zu den vorbildlichsten Europas, meint Stephanie Öner vom Wiener Universitäts-Institut für Strafrecht und Kriminologie. Verbesserungspotenzial gäbe es allerdings nach wie vor bei den Ermittlungsabläufen und dem kriminalistischen Umgang mit Opfern.

Missbrauch der Opfer für Einbrüche und Diebstähle

Menschenhandel betrifft in den meisten Fällen sexuelle Ausbeutung. Bei 79 Prozent der Delikte handelt es sich um Zwangsprostitution oder Ähnliches, hinzu kommt die Nötigung zu Bettelei und Straftaten oder Arbeitszwang. Ein Trend, der eine starke Zunahme verzeichnet, ist der Missbrauch von Opfern für Einbrüche und Diebstähle. Zu diesem Zweck werden junge Männer und Burschen in den „goldenen Westen“ geschleppt. Die Kosten für den Transport müssen durch Straftaten abgearbeitet werden. In einem Industrieland kann ein einzelnes Opfer den Tätern pro Jahr bis zu 67.200 Dollar (45.158 Euro) Gewinn einbringen, in ärmeren Regionen sind es 10.000 US-Dollar (6720 Euro), hat die internationale Kinderrechtsorganisation Ecpat errechnet.

Der heimische Migrantinnen-Hilfsverein Lefö betreute im vergangenen Jahr 203 Opfer von Frauenhandel. Zudem schätzt Ecpat rund 200 Mädchen und Burschen, die in versteckten Bordellen in Wien ausgebeutet werden. Die Mehrzahl der gefassten Menschenhändler stammt laut Ecpat-Daten aus Österreich (15 Prozent). Die meisten anderen Täter kommen aus der Slowakei (elf Prozent), Ukraine (zehn Prozent) und Serbien (neu Prozent). (wm)

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