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Religiöse Literatur

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Bibellexikon. Herausgegeben von Herbert Haag, in Verbindung mit A. van den Born und zahlreichen Fachgelehrten. Ben- ziger-Verlag, Einsiedeln-Zürich-Köln. 1660 Spalten.

Diesem Bibellexikon dient als Grundlage das Bijbelsch Woordenboek, Romen &Zonen, Roermond 1941, das jedoch vielfach neu bearbeitet und auf den Stand der heutigen Forschung gebracht ist. Der besondere Wert des neuen Bibellexikons besteht in seiner Darstellung der „Randgebiete der Theologie. Die neuesten Forschungen sind gewissenhaft verzeichnet. Leider hält die eigentliche theologische Deutung mit dem nicht gleichen Schritt. Hiebei macht sich vor allem der Einfluß der literarkritischen und der (von nicht wenigen Protestanten bereits wieder fallengelassenen) formgeschichtlichen Schule bemerkbar. Als typisch mag hiefür gelten der Artikel „Auferstehung Jesu Christi“. Dort liest man, S. 125, von „Entwicklungsstufen“ der Überlieferung, in denen sich die „apologetische Haltung der Christen“ widerspiegle: Mt 28, 9 f. stamme vom griechischen Übersetzer des Mt und 6ei mit 28, 7 „schwer in Einklang zu bringen“. Die Kritik hätte „stichhaltige Gründe“, den jetzigen Mk-Schluß als nicht authentisch zu erklären (gegen den ausdrücklichen Wortlaut der Entscheidung der Bibel-Komm., Denz. 2156); Lk 24, 12 sei „wahrscheinlich unecht“ und stimme nicht mit Jo 20, 3—10 überein: die „orthodox-christliche Apologetik habe sich einseitig auf die Verteidigung des historischen Charakters der Auferstehung Christi verlegt und dabei den pneumatischen Charakter der Erhöhung Jesu aus den Augen verloren“; die Erscheinungen Jesu gehörten nicht mehr diesem Aeon an und könnten nicht Gegenstand historischer Wissenschaft als solcher sein, sie seien ausschließlich Gegenstand des Glaubens (S. 127): die Auferstehung Jesu 6ei wohl wirkliche Tatsache, aber als Glaubensgeheimnis mit den Methoden historischer Wissenschaft mit Sicherheit nicht beweisbar (S. 128): vgl. dagegen Denz. 1627, Anhang n. 4. Derartige Äußerungen lassen sich wohl immer noch in einem gewissen richtigen Sinn verstehen, aber hiefür bedarf es ausgebreitetes theologisches Wissen. Für den Laien können sie irreführend werden. Damit schränkt das Lexikon selber die Grenze seiner Verwertbarkeit ein. Auf der gleichen Linie liegt es, wenn S. 89 für die Apg eine Abfassungszeit offengelassen wird, die bis 80 hinaufreicht, gegen die ausdrückliche Entscheidung der Bibel-Komm., Denz. 2169; oder wenn S. 160 das Buch Baruch angezweifelt wird, gegen Trident. IV., Denz 784 und vieles dergleichen mehr. Abschließend darf demnach gesagt werden, daß das Werk für theologische Fachkreise bereichernd wirkt, der Laie hingegen möge sich auch in Zukunft an das in theologischer Tiefenverarbeitung vorzügliche Bibi. Reallexikon von Ed. Kalt halten.

Jahrbuch der Seele. Au6 der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Von Otto Karrer. Verlag Are sacra Jo6ef Müller, München 1951. 413 Seiten.

Das Buch ist eine Art Laienbrevier, und 6ein Herausgeber will, wie er selbst sagt, dem Leser „für jeden Tag eine gute Einstimmung im christlichen Geiste bieten“. Der Forderung Hiltys „Suche beständig in großen Gedanken zu leben!“ soll so entsprochen werden. Der Glaube gibt dem Menschen da6 Ziel und den Sinn seines Lebens und aus der Beziehung zu Gott schöpft er seine beste Kraft. Jedem Tag des Jahres sind Texte im Anschluß an die Hauptmotive des Kirchenjahres gewidmet. Die Datierung der beweglichen Feste folgt der Gliederung dieses laufenden Kirchenjahres. Jeder Tag steht unter einem Leitgedanken, der durch die Überschrift und ein Zitat aus der Heiligen Schrift ausgedrückt wird. Daran schließen 6idi Texte aus den Werken bedeutender Denker und Dichter aller Jahrhunderte und verschiedener Völker. Nicht nur Katholiken, sondern auch Angehörige anderer christlicher Bekenntnisse (zum Beispiel Luther, Tersteegen, Kierkegaard, Gerhardt), Philosophen der Antike (Aristoteles, Platon, Seneca) und altchinesische Weise, wie Laotse und Tschuangtse, kommen zu Wort, soweit ihre Gedanken mit der christlichen Lehre überein6timmen. Ein Chor vieler Stimmen aus ferner Vergangenheit und aus der Gegenwart, die sich zu den ewigen religiösen und sittlichen Wahrheiten bekennen. Es war ein glücklicher Gedanke, auch Vers und dichterische Prosa aufzunehmen, denn dadurch wird auch der künstlerische Sinn de6 Lesers angesprochen und eine tiefere Wirkung erzielt. So steht neben einem Frühlingsgedicht von Goethe der Sonnengesang des hl. Franz von Assisi. Quellenbelege, ein Autorenregister und ein Sachverzeichnis bilden den Anhang. — Menschen, denen es an Zeit mangelt, selbst aus den Werken christlicher Weisheit da6 Wesentliche auszuwählen, werden diese von Karrer vortrefflich zusammengestellte Sammlung dankbar zu würdigen wissen. Druck und Einband de6 Buches sind sehr ansprechend..

Maria. Unsere hohe liebe Frau. Von Otto H o p h a n. Verlag Räber &Cie., Luzern 1951. 457 Seiten, Leinen geb.

Dem Autor, einem Schweizer Kapuziner, ging es um viel: er erkannte, daß es trotz der Überfülle an mariani6cher Literatur notwendig eines Volksbuches über die Muttergottes bedürfe, das, für alle Kreise verständlich, vor allem auch die außerhalb der Kirche stehenden Christen anspricht und ihnen unser Marienbild theologisch gut fundiert und von allen Seiten her beleuchtet erkenntnis- und gemütsmäßig nahebringt. Wesentlich geht es darum, Maria ganz von der Trinität her und auf Christus hin zu verstehen. Der Autor stützt sich, unter Hinweglassung alles Legendären, auf die Heilige Schrift de6 Neuen und auch des Alten Testaments, zu deren Verständnis er eine reiche Literatur seit der Väterzeit heranzieht: er kann dabei au6 einer Tradition seines Ordens schöpfen, die, auf Bernhards und Bonaventūras Muttergottesbetrachtungen zurückgehend, in Laurentius von Brindisi einen großen Vertreter hat. Vieles aber entsprang der eigenen Betrachtung und liebevollen Beschäftigung des Verfassers mit seiner Patronin. Mitten in deren Leben hinein werden in dem Buch die besonderen Auszeichnungen und die auf Sie bezüglichen Dogmen geflochten. Dem Autor lag es darüber hinaus sehr daran, das äußerliche Leben, das die Muttergottes zu führen hatte, etwa das Tagewerk in Nazareth, in möglichster Genauigkeit — übrigens auch einer alten Ordenstradition folgend — zu schildern. Es ist das Leben einer einfachen Frau in Palästina, spiegelt sich aber in den Gleichnissen Je6u wider: so wird die Weinlandschaft Palästinas als Vorbild für die Weinstockgleichnisse Christi angesehen, hinter der Frau, die eine Drachme sucht, taucht Mariens Bild auf. Diese Beobachtungen sind gewiß belebend: doch hat das allzustarke Ausmalen der Äußerlichkeiten eine Gefahr, der sich der Autor bei 6eirier starken poetischen Begabung nicht entziehen konnte, die Gefahr eines zeitweisen Abgleitens ins Genrehafte, das auf den modernen Menschen störend wirkt und da und dort eine letzte Tiefe verhindert, die in anderen Teilen erreicht wird. Im großen hat das Buch aber den bewundernswerten Plan des Verfassers erfüllt und wird manche zu der großen Mittlerin führen. Ganz besondere soll auch auf die hervorragende Ausstattung hingewiesen werden.

Maria, die Mutter Gottes. Von Hans Asmu6sen. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart. 61 Seiten.

Hans Asmussen, einer der führenden Pastoren der Bekennenden Kirche, setzt sich in einer kleinen Schrift mit dem Problem der Marienverehrung innerhalb de6 Protestantismus, der sie ja seit Luther weitgehend ablehnt, auseinander. Der Protestant, so äußert sich der Verfasser, könne nicht „biblischer als die Bibel“ sein, da6 heißt er müS6e die Stellung Mariens so sehen, wie die Bibel sie zeigt. Aus der Bibel ergebe sich nun, daß Maria eine überragende Stellung genieße. „Hinter Maria stand die ganze Menschheit, die zum Zuge kam, al6 Jesus geboren wurde. Ohne die Jungfrauschaft Mariens kein Heil.“ Die Frage, die alle Protestanten allerdings besonders bewege, sei: Werde diese überragende Stelle, die die Jungfrau genießt, nicht noch durch die katholische Lehre überhöht, die Maria zur „Mittlerin aller Gnaden“ erklärt und 6ie zu einem „Halbgott oder gar Gott“ neben dem einen Gott mache? Ein Blick in irgendeine katholische Dogmatik könnte hier dem Verfasset und auch anderen Protestanten den katholischen Standpunkt zeigen: die katholische Kirche kennt nur einen Mittler, Jesu6 Christus; aber durch ihr freies Jawort ist Maria in entferntem Sinn Mittlerin aller Gnaden geworden. Seit ihrer Aufnahme in den Himmel ist sie außerdem in dem Sinne Mittlerin aller Gnaden, daß durch den Willen Gottes keine Gnade ohne ihre Vermittlung erteilt wird. Da6 heißt: nicht die Menschen müssen bei ihr um jede Gnade Fürbitte ein- legen, wohl aber muß es die Muttergottes für die Menschen. Nicht die Vorherbestimmung oder Austeilung der Gnade ist; Aufgabe der Gottesmutter, sondern nur die fürbittende Mitwirkung. Diese Lehre der Kirche, der übrigens der Charakter eines Dogmas fehlt, hat aus der Muttergottes weder einen „Gott noch Halbgott“ gemacht. Sie blieb weiterhin Mensch und nur Mensch.

Philipp Neri. Von John Henry Newman. Übersetzt von Otto K r r e r. Verlag Are sacra, München. 123 Seiten. 4 Abbildungen.

Philipp Neri war für den berühmten englischen Konvertiten und späteren Kardinal ein Vorbild, das er sich und anderen immer wieder vor Augen hielt. Die Gründung Neris, das Oratorium, hatte ja Newman mit Billigung Pius’ IX. nach England verpflanzt und darin bis zu seinem Lebensende gewirkt. Das vorliegende kleine Buch, das von Karrer ausgezeichnet übereetzt wurde, enthält einige

Ansprachen und Skizzen Newmans über seinen „Freund im Himmel“, wie er Neri nannte. Wer diese „Kurzprediigten“ liest, wird begreifen, warum Newman Neri so verehrte: fand er doch in ihm das Bild de6 „catholic gentleman“, der durch seine Toleranz, seine Milde, seine Güte, seinen Humor, jeden Engländer überzeugen müßte, daß er keine Feindschaft gegen Rom hegen könne.

Das Barbaraspiel. Von Karl Leopold Schubert. Im Selbstverlag der Berg- und Hüttenschule, Leoben.

Das Spiel schildert die Bekehrung eines Bergknappen, der den Sauf- und Raufteufeln verfiel. Ein Freund, und 6ein treues Weib, die Barbara, täuschen dem Betrunkenen in der Grube einen rechten Höllenspuk vor, der in dem Augenblick gebannt wird, da Veit bereit ist, bei der heiligen Barbara dem Trinken und Raufen abzuschwören. — Die Sorge um die Frau, die Geburt de6 ersten Kindes, wecken vollends den alten guten Menschen in ihm wieder auf.

Bescheidene Liebhaberbühnen in Bergwerksorten werden zum Barbaratag gewiß gern nach diesem Spiel greifen. Leider mangelt es vielfach an guten Feierspielen für die verschiedenen Stände. — Ob man dieses Spiel al6 „Feierepiel“ bezeichnen kann? Manches im Stil und im Ton will daran erinnern, manches an da6 landläufige Liebhabertheater. — Die Veree werden für die Spieler eine gefährliche Klippe sein. Ob die Szene in der Grube neben der sonst durchaus realistischen Auffassung de6 Spieles glaubhaft wird und damit der Höhepunkt, die Bekehrung des Veit, gesichert ist? Ob die Spieler der sehr naheliegenden Versuchung, da oder dort pathetisch oder sentimental zu werden, widerstehen können? Solche Fragen wird der Spielleiter nicht übersehen dürfen, wenn er zu dem Büchlein greift. Die Schwierigkeiten der Bildverwandlung können durch Lichtwirkung und Zwischenvorhang bewältigt werden. Idee und Gesinnung des Spieles sind ernst und 6chön.

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