Rettung des "Dialogs"?

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Österreichs katholisches Kirchenschifflein, vor zwei Wochen noch heftig schlingernd im Sturm, hat seinen Kurs wieder ein wenig beruhigt. Mehrere Bischöfe haben dazu beigetragen: Johann Weber, der einfühlsam und geduldig zwischen Bischofskonferenz und ungeduldigen Laien vermittelte; Maximilian Aichern, Egon Kapellari und Alois Schwarz, die das Laienprogramm dem Ständigen Rat der Oberhirten vortrugen; Christoph Schönborn, der in der jüngsten "Pressestunde" klug und unaufgeregt Brücken baute; Helmut Krätzl, der in der letzten Furche das Gemeinsame Priestertum aller Getauften in Erinnerung rief; aber auch Kurt Krenn, der einen Schuldspruch gegen P. Udo Fischer weise vertagte.

In wenigen Tagen werden wir wissen, ob die ganze Bischofskonferenz auf eine Linie eingeschwenkt ist, die Hoffnung auf eine Rettung des "Dialogs für Österreich" zuläßt. Die Chance für eine Versöhnung in der Zielsetzung ist gegeben.

Einen weiteren Beitrag zur Klärung wird auch die Apostolische Visitation im Stift Göttweig zu leisten haben - auch wenn sich alle einig sind, daß Skandalvorwürfe nur Auslöser und nicht Ursache der Autoritätskrise in der katholischen Kirche sind.

Daß der alte und schwerkranke Kardinal Hans Hermann Groer Barmherzigkeit verdient, ist oft genug gesagt worden. Aber erwähnt werden muß wohl auch, daß er es wie kein anderer in der Hand hat, durch ein offenes Wort die schwer bedrängte Kirche von Druck zu befreien. Ein "Das alles stimmt nicht" hätte der Kirche schon 1995 viel erspart, ein "Ich habe gesündigt, laßt mich in Frieden büßen" würden ihm heute noch die meisten hoch anrechnen. Sein beharrliches Schweigen irritiert immer mehr auch schon die Getreuesten seines Zuschnitts.

Jüngste Veröffentlichungen lassen befürchten, daß nicht nur Homosexualität, sondern zielstrebige Machtpolitik im Spiel sein könnte. In einer solchen Situation einen gütigen Abt, der jahrelang auf inoffizielle Flurbereinigung hoffte, zum Sündenbock zu stempeln, statt die freimachende Wahrheit an der Wurzel zu suchen, wäre ein Vorgehen ohne Fairneß und Würde.

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