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Sagt ja zum alten Hut

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Falsch ist eine ausschließlich innergemeindliche (also nur von einer bestimmten Kirchengemeinde vorgenommene) Bestellung (kirchlicher Amtsträger)... Falsch ist aber auch jede ausschließliche Bestellung von oben, in der der Subjektcharakter der Gemeinde verfehlt wird.” Denn das Subjekt der Pfarre und der Diözese ist nicht der Pfarrer, nicht der Bischof, sondern die gesamte Kirchengemeinde.

Eine klare Aussage, mit der sich jeder aufgeschlossene katholische Christ heute identifizieren kann. Kein Substanzraub an der Kirche wird hier verlangt, sondern eine vernünftige Personalpolitik. Ein Theologe artikulierte diese Formel: Joseph Ratzinger, 1970 im Buch „Demokratie in der Kirche” (Lahn-Verlag). Und deswegen werde ich das Kir- • chenvolks-Begehren unterschreiben: damit in der römisch-katholischen Kirche ein wenig klarer wird, daß Buchstaben und Praxis, Verheißung und Verhalten endlich übereingestimmt werden müssen.

Daß, „was alle betrifft, von allen behandelt werden soll”, ist ein „alter Hut”, hat Bischof Kurt Krenn im Fernsehen abschätzig gesagt, als ihm dieser traditionelle Grundsatz der Kirche vorgehalten wurde. Eineinhalb Jahrtausende ist dieser Hut alt. Warum tritt er nicht endlich wieder an die Seite von Infel und Mitra?

Das Kirchenvolks-Begehren hat dann seinen Sinn erfüllt, wenn seine Unterzeichner keine unrealistischen Erwartungen daran knüpfen und die Bischöfe, was einige von ihnen dankenswerterweise schon klargemacht

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Hubert Feichtlbauer

volk ernstnehmen und gewissenhaft prüfen. Mehr darf man nicht verlangen. Eine ernstzunehmende Zahl von Unterschriften signalisiert klar, aber ohne Revolutionsgetöse: Die behutsame Weiterführung der Konzilsreformen ist ein Anliegen weiter Kirchenkreis und nicht nur weniger Revoluzzer!

Geschwisterliche Kirche” verlangt Überbrückung der Gräben zwischen geweihten Amtsträgern und Laien. „Volle Gleichberechtigung der Frauen” zielt nicht nur auf Diakonat und Priesteramt, sondern auf eine klare Distanzierung von historischen Irrtümern von Kirchenvätern, die in der Frau einen minderwertigen Menschen sahen. „Freie Zölibatswahl” will eine aufrichtige Debatte über Lasten herbeiführen, die vielen Priestern heute überschwere Kraft- und Nervenopfer abverlangen. „Positive Bewertung der Sexualität” betrifft eine zentrale Erfahrung des Menschseins, Empfängnisregelung ein Alltags- und nicht Ausnähmethema auch katholischer Ehepaare. Darüber sollen getaufte und gefirmte Kirchenmitglieder mit und ohne Amtsweihe offen, ehrlich und friedlich reden, etwa in einer österreichischen Nationalsynode. Damit hinterher jeder und jede, die dabei mittun, ihr Christsein stolz mit Karl Rahner begründen können: „Weil ich ein Mensch sein mochte, n”pr frpi ict nnrl Vlnffpn kann ”

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