Salzburg wies den Weg

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Nachher wollen es zwar einige immer schon gewußt haben, aber im Grunde war der Salzburger Delegiertentag zum "Dialog für Österreich" eine Riesenüberraschung: ein großer Schritt zu einer echten Konfliktkultur innerhalb der römisch-katholischen Kirche, klare Mehrheiten für Reformen, obwohl die Auswahl der Teilnehmer die Bischöfe und nicht irgenwelche "linke Revoluzzer" vorgenommen hatten.

Nach den Salzburger Voten (siehe Seite 8) kann niemand mehr leichthin behaupten, "die Kirche" sei starr und unbeweglich, vor allem bezüglich der "heißen Eisen" von der Empfängnisverhütung bis zum Diakonat für Frauen. Nein, die Kirche ist in Bewegung geraten, in Salzburg wurde wieder etwas vom "Salz der Erde", das Christen sein sollen, spürbar. Die Teilnehmer respektierten einander als gläubige Menschen und nahmen daher auch die Anliegen der jeweils anderen Seite, ob "konservativ" oder "progressiv", ernst. Und in wichtigen Punkten - Verteidigung des Sonntages, Ablehnung der aktiven Sterbehilfe - war man sogar total einig.

Doch wie geht es nun weiter? Daß der Dialog fortgesetzt werden soll und muß, darüber gibt es keinen Zweifel, wohl aber daran, ob in naher Zukunft die Salzburger Ergebnisse Folgen haben. Bischof Johann Weber hat die Salzburger Versammlung souverän geleitet, nun wird viel davon abhängen, wie der leider erkrankte Kardinal Christoph Schönborn mit den so massiv vorgebrachten Anliegen umgeht, ob und wie er sie in Rom vertritt.

Es ist nicht auszuschließen, daß dieser Dialog "für Österreich" langfristig auch über Österreich hinaus etwas bewirkt, nur wird viel Geduld nötig sein. Nur als Weggemeinschaft, in der man bisweilen auf Langsame wartet und Schnelle bremst, kommt Kirche geschwisterlich vorwärts. Für ein gewisses Bremsen wird auch nach Salzburg in der Weggemeinschaft Verständnis da sein, für ein Abweichen von der dort eingeschlagenen Richtung aber mehrheitlich sicher nicht.

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