Schillernder Makler des Christentums

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Als Kirchenrebell firmiert er. Von Rebellion jedoch keine Spur mehr. In Wirklichkeit ist Adolf Holl hierzulande (und nicht nur da) einer der erfolgreichsten Makler des Christentums geworden - wenn auch aus der schillernden Position des ehemaligen Insiders. Am 13. Mai feiert der Ex-Kaplan, (Ex-) Theologe und Schriftsteller den 70-er.

Holls eben neu aufgelegtes Buch "Jesus in schlechter Gesellschaft" löste 1971 kirchlichen Rumor aus, 1976 suspendierte Kardinal König den Autor. Doch Holl wurde - anders als etwa Eugen Drewermann ein Jahrzehnt später - nicht zum Berufsrebellen, sondern bewahrte sich eine im Grund konservative, wenn auch ganz und gar unorthodoxe Frömmigkeit - und die Nachbarschaft zu Kirche und Glauben eines in scheinbare Distanz Getriebenen.

Der Genius des Adolf Holl liegt darin, dass er die Witterung des Glaubens aus der Verstaubtheit der sich leerenden Kirchen in durch und durch heutige Sprache zu übertragen imstande ist. "Mystik für Anfänger" (1977), eines der 30 Bücher aus seiner Feder, konnte nur ein Pseudo-Ketzer wie Holl schreiben - Jahre bevor "Mystik" (leider zumeist nicht jene in seinem Sinn) modern wurde. Oder eine Franziskus-Biographie ("Der letzte Christ", 1979), die einmalig ist. Oder die Wiederentdeckung der Demut ("Die Welt zum Narren halten", 1993). Zuletzt: "Falls ich Papst werden sollte" (1998), wo Adolf Holl als lernfähiger Kirchenchef Sixtus VI. ("Sistosesto") aufs Ganze geht.

Freunde - von Peter Huemer, Barbara Coudenhove-Kalergi über Frederic Morton bis zu Andrzej Szczypiorski - haben Adolf Holl zum 70-er eine Sonderausgabe der Literaturzeitschrift "Wespennest" vollgeschrieben. Schade, dass sich kein Berufskatholik, schon gar kein kirchlicher Amtsträger unter den Autoren findet. Das wäre zwar untypisch gewesen - für die Kirche. Nicht aber für Adolf Holl. ofri Adolf Holl.Zwischen Wirklichkeit und Wahrheit. Hg.: Walter Famler und Peter Strasser. Wespennest, Mai 2000, Wien.. 104 Seiten, öS 140,-/e 9,48

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