Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte

Werbung
Werbung
Werbung

Gebetseinladung Johannes Paul II.: Liebe Brüder und Schwestern, laßt uns vertrauensvoll zu Gott, unserem Vater, rufen, der barmherzig und langmütig ist, reich an Erbarmen, Liebe und Treue. Er möge die Reue seines Volkes annehmen, das in Demut seine Schuld bekennt, und ihm seine Barmherzigkeit schenken.

1. Allgemeines Schuldbekenntnis Kardinal Bernardin Gantin: Laß unser Bekenntnis und unsere Reue vom Heiligen Geist beseelt sein.

Unser Schmerz sei ehrlich und tief. Und wenn wir in Demut die Schuld der Vergangenheit betrachten und unser Gedächtnis ehrlich reinigen, dann führe uns auf den Weg echter Umkehr.

Papst Johannes Paul II.: Herr, unser Gott, du heiligst deine Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit immerfort im Blut deines Sohnes. Zu allen Zeiten weißt du in ihrem Schoß um Glieder, die durch ihre Heiligkeit strahlen, aber auch um andere, die dir ungehorsam sind und dem Glaubensbekenntnis und dem heiligen Evangelium widersprechen. Du bleibst treu, auch wenn wir untreu werden. Vergib uns unsere Schuld und laß uns unter den Menschen wahrhaftige Zeugen für dich sein. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

2. Bekenntnis der Schuld im Dienst der Wahrheit Kardinal Joseph Ratzinger: Laß jeden von uns zur Einsicht gelangen, daß auch Menschen der Kirche im Namen des Glaubens und der Moral in ihrem notwendigen Einsatz zum Schutz der Wahrheit mitunter auf Methoden zurückgegriffen haben, die dem Evangelium nicht entsprechen. Hilf uns Jesus Christus nachzuahmen, der mild ist und von Herzen demütig.

Papst Johannes Paul II.: Herr, du bist der Gott aller Menschen.

In manchen Zeiten der Geschichte haben die Christen bisweilen Methoden der Intoleranz zugelassen. Indem sie dem großen Gebot der Liebe nicht folgten, haben sie das Antlitz der Kirche, deiner Braut, entstellt. Erbarme dich deiner sündigen Kinder und nimm unseren Vorsatz an, der Wahrheit in der Milde der Liebe zu dienen und sich dabei bewußt zu bleiben, daß sich die Wahrheit nur mit der Kraft der Wahrheit selbst durchsetzt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

3. Bekenntnis der Sünden gegen die Einheit des Leibes Christi Kardinal Roger Etchegaray: Laß das Eingeständnis der Sünden, die die Einheit des Leibes Christi verwundet und die geschwisterliche Liebe verletzt haben, den Weg ebnen für die Versöhnung und die Gemeinschaft aller Christen.

Papst Johannes Paul II.: Barmherziger Vater, am Abend vor seinem Leiden hat dein Sohn darum gebetet, daß die Gläubigen in ihm eines seien: Doch sie haben seinem Willen nicht entsprochen. Gegensätze und Spaltungen haben sie geschaffen.

Sie haben einander verurteilt und bekämpft. Wir rufen inständig dein Erbarmen an und bitten dich um ein reumütiges Herz, damit alle Christen sich in dir und untereinander aussöhnen. In einem Leib und einem Geist vereint, sollen sie die Freude über die volle Gemeinschaft wieder erleben dürfen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

4. Schuldbekenntnis im Verhältnis zu Israel Kardinal Edward Idris Cassidy: Laß die Christen der Leiden gedenken, die dem Volk Israel in der Geschichte auferlegt wurden. Laß sie ihre Sünden anerkennen, die nicht wenige von ihnen gegen das Volk des Bundes und der Seligpreisungen begangen haben, und so ihr Herz reinigen.

Papst Johannes Paul II.: Gott unserer Väter, du hast Abraham und seine Nachkommen auserwählt, deinen Namen zu den Völkern zu tragen: Wir sind zutiefst betrübt über das Verhalten aller, die im Laufe der Geschichte deine Söhne und Töchter leiden ließen. Wir bitten um Verzeihung wollen uns dafür einsetzen, daß echte Brüderlichkeit herrsche mit dem Volk des Bundes. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

5. Schuldbekenntnis der Sünden gegen die Liebe, den Frieden, die Rechte der Völker, die Achtung der Kulturen und der Religionen Erzbischof Stefan Fumio Hamao: Laß die Christen auf Jesus blicken, der unser Herr ist und unser Friede. Gib, daß sie bereuen können, was sie in Worten und Taten gefehlt haben. Manchmal haben sie sich leiten lassen von Stolz und Haß, vom Willen, andere zu beherrschen, von der Feindschaft gegenüber den Anhängern anderer Religionen und der gesellschaftlichen Gruppen, die schwächer waren als sie, wie etwa den Einwanderern und Zigeunern.

Papst Johannes Paul II.: Herr der Welt, Vater aller Menschen, durch deinen Sohn hast du uns gebeten, auch den Feind zu lieben, denen Gutes zu tun, die uns hassen, und für die zu beten, die uns verfolgen. Doch oft haben die Christen das Evangelium verleugnet und der Logik der Gewalt nachgegeben. Die Rechte von Stämmen und Völkern haben sie verletzt, deren Kulturen und religiöse Traditionen verachtet: Erweise uns deine Geduld und dein Erbarmen! Vergib uns! Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

6. Bekenntnis der Sünden gegen die Würde der Frau und die Einheit des Menschengeschlechts Kardinal Francis Arinze: Laßt uns für alle beten, die in ihrer menschlichen Würde verletzt und deren Rechte unterdrückt wurden. Laßt uns beten für die Frauen, die allzu oft erniedrigt und ausgegrenzt werden. Wir gestehen ein, daß auch Christen in mancher Art Schuld auf sich geladen haben, um sich Menschen gefügig zu machen.

Papst Johannes Paul II.: Herr, unser Gott, du bist unser Vater. Du hast den Menschen als Mann und Frau erschaffen, nach deinem Bild und Gleichnis. Die Verschiedenheit der Völker in der Einheit der Menschheitsfamilie hast du gewollt. Doch mitunter wurde die gleiche Würde deiner Kinder nicht anerkannt. Auch Christen haben sich schuldig gemacht, indem sie Menschen ausgrenzten und ihnen Zugänge verwehrten. Sie haben Diskriminierungen zugelassen aufgrund von unterschiedlicher Rasse und Hautfarbe. Verzeih uns und gewähre uns die Gnade, die Wunden zu heilen, die deiner Gemeinschaft aufgrund der Sünden noch immer innewohnen, damit wir uns alle als deine Söhne und Töchter fühlen können. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

7. Bekenntnis der Sünden auf dem Gebiet der Grundrechte der Person Erzbischof Francois Syvier Nguyen Van Thuan: Laßt uns beten für alle Menschen auf der Erde, besonders für die Minderjährigen, die mißbraucht wurden, für die Armen, Ausgegrenzten und Letzten. Laßt uns für diejenigen beten, die am wenigsten Schutz genießen, für die ungeborenen Kinder, die man im Mutterleib tötet, oder jene, die gar zu Forschungszwecken von denen benützt werden, die Mißbrauch getrieben haben mit den von der Biotechnologie gebotenen Möglichkeiten. So haben sie die Ziele der Wissenschaft entstellt.

Papst Johannes Paul II.: Gott, unser Vater, du hörst stets auf den Schrei der Armen. Wie oft haben dich auch Christen nicht wiedererkannt in den Hungernden, Dürstenden und Nackten, in den Verfolgten und Gefangenen, in den gerade am Anfang ihrer Existenz schutzlos Ausgelieferten. Für all jene, die Unrecht getan haben, indem sie auf Reichtum und Macht setzten und mit Verachtung die "Kleinen" straften, die dir so am Herzen liegen, bitten wir um Vergebung: Erbarme dich unser und nimm unsere Reue an. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Schlußgebet Papst Johannes Paul II.: Barmherziger Vater, dein Sohn Jesus Christus, der Richter über Lebende und Tote, hat in der Niedrigkeit seines ersten Kommens die Menschheit aus der Sünde befreit. Wenn er wiederkommt in Herrlichkeit, wird er für alle Schuld Rechenschaft fordern von unseren Vätern, von unseren Brüdern und Schwestern und von uns, deinen Dienern. Vom Heiligen Geist bewegt, kehren wir mit reumütigem Herzen zu dir zurück. Schenke uns dein Erbarmen und die Vergebung der Sünden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Wortlaut der 7 Vergebungsbitten für die im Laufe der 2000jährigen Kirchengeschichte von Christen begangenen Sünden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung