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Diesen Monat haben die reichsten Industriestaaten der Welt den ärmsten Ländern 40 Prozent ihrer Schulden erlassen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er ist Ausdruck wachsender Weltsolidarität. Und solche wird in den kommenden Jahren dringend benötigt. Die Globalisierung freier Finanzmärkte und damit der Wirtschaft allein ist langfristig bedrohlich, wenn es nicht zugleich zu einer Globalisierung der Solidarität kommt.

Aber Schuldenerlaß ist mehr als solidarisches Handeln. Er entspringt wohlverstandenem Selbstinteresse. Arme Länder in aussichtsloser Hoffnungslosigkeit entwickeln Vorgänge, die uns nachteilig betreffen.

Aus armen Ländern kommen dann "Armutsflüchtlinge". Weltweit wachsen die Flüchtlingsströme, die aus politischen und ethnischen Gründen ohnedies schon bedrohlich groß sind. Es ist einfach zu wenig, daß die reichen Regionen der Erde sich gegen diese Armutsflüchtlinge abschoten und dazu ihr Grenzen militarisieren. Die Versprechen unserer Politiker, daß wir durch Entwicklungszusammenarbeit den Armen den Grund für eine Armutsflucht nehmen, sind einzulösen. Schuldenerlaß ist - wenn der jetzige Schritt ein Anfang gewesen sein sollte - eine richtige Maßnahme.

Wo die Armut hoffnungslos ist, fangen die Armen an, sich anders zu helfen. Der "niedrige" Drogenhandel wird von Hoffnungslosen betrieben. Regenwälder werden abgeholzt, um zu überleben. Wir zahlen dann durch Klimaveränderung. Daß überschuldete Länder nie zu Exportmärkten werden, schadet uns auch.

Schuldenerlaß ist eine negative Form von Entwicklungszusammenarbeit. Langfristig reicht er nicht aus. Wir werden uns - wollen wir Frieden durch Gerechtigkeit in der einswerdenden Welt - wieder stärker in der positiven Entwicklungszusammenarbeit engagieren. Es kann nicht sein, daß den ärmsten Ländern jetzt zwar ein Teil ihrer Schulden erlassen wird, sie dafür aber auf Jahre hinaus keine Entwicklungshilfe mehr erhalten.

Übrigens: Hätten alle reichen Länder ein bis 2 Prozent ihrer Verteidigungshaushalte zum Schuldenerlaß verwendet, hätten alle Schulden erlassen werden können.

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