Schwebend im Skandalgeruch: Schwere Vorwürfe gegen Ungarns Kirche

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Pädophilie-Vertuschung und die missbräuchliche Verwendung von staatlichen Geldern: Die Leitung der Diözese Pécs in Südungarn und ihr Bischof stehen seit Jahren schwer unter Beschuss.

In den letzen Monaten geriet die Leitung der Diözese Pécs in Südungarn wegen gesetzwidriger finanzieller Handlungen wiederholt unter Beschuss. Zeitungsberichten zufolge sollen die Machenschaften von einer hohen Stelle in Rom, vom Sekretär der Kleruskongregation, Csaba Ternyák, gedeckt worden sein. Dabei geht es um ein Schulzentrum in der südungarischen Stadt Pécs. 2006 hatte der Diözesanbischof, Mihály Mayer, als Vorsitzender des Trägervereins des Heiligen-Mór-Katholischen-Schulzentrums in Pécs, der Schule die Autonomie entzogen, angeblich wegen unbezahlter Rechnungen und der "totalen Verschuldung" der Schule. Die Direktorin der Schule, Rita Pécsi, wies den Vorwurf der Verschuldung zurück und beauftragte eine unabhängige Expertin mit der Durchleuchtung der Finanzen der Schule.

Nach deren Bericht waren das Wirtschaften und die Buchführung der Institution zufriedenstellend, hingegen gab es gravierende Mängel auf der Seite des kirchlichen Trägers, so zum Beispiel viel zu späte Überweisungen von staatlichen Subventionen. Diese führten dazu, dass die Schule u. a. die Löhne und Rechnungen nicht termingerecht habe bezahlen können. Es kam zum Beispiel vor, dass der staatliche Lohn für Religionslehrer von der Diözese mit beinahe einjähriger Verspätung ausbezahlt wurde.

Wo bleibt der Bericht?

Die Diözesanleitung akzeptierte den Bericht des Buchprüfers nicht und warf der Schulleitung vor, die das Schulzentrum betreffenden Daten einer "nicht befugten Person, die weder den Träger noch die Behörden noch die Institution vertritt", ausgegeben zu haben. Der Bischof kündigte stattdessen die Wirtschaftsleiterin und die Direktorin der Schule und beauftragte ein Gegengutachten.

Die neue Untersuchung des Katholischen Pädagogischen Instituts für Organisation und Weiterbildung (KPSzTI) lief an, allerdings unter Ausschluss der Schulleitung. Nun soll seit über einem Monat auch der zweite Belediglich um staatliche Subventionen, die die Diözesanleitung im Vorjahr der Schule nicht ausbezahlt hatte.

Dubiose Verlegung

Die katholische ungarische Zeitung Kirchenforum veröffentlichte nun auch andere Dokumente, die belegen, dass die Wirtschaftsleitung der Diözese bei anderen Angelegenheiten ebenfalls gesetzwidrig gehandelt hatte.

So wurde zum Beispiel ein betagter Priester aus dem Altersheim der Diözese ausquartiert und in ein staatliches Heim versetzt. Anschließend wurde ihm die kirchliche Altersrente mit der Begründung entzogen, der betagte Priester habe die Kirche verlassen. Proteste der Familienangehörigen und des zuständigen Erzbischofs von Kalocsa, Balázs Bábel, sowie die der Vormundschaftsbehörde bei Bischof Mayer blieben allerdings erfolglos.

Doch nicht nur wegen angeblicher finanzieller Malversationen steht der Bischof im Fokus der ungarischen Öffentlichkeit. HVG, die größte Wochenzeitung Ungarns, berichtet von der Vertuschung des Falles eines pädophilen Priesters durch Bischof Mayer. Sie zitiert außerdem den Generalvikar der Diözese, Balázs Garadnay, der zugab, dass im Bischofspalais eine polizeiliche Untersuchung wegen Herunterladen von pädophilem Material stattgefunden hatte, die allerdings ergebnislos geblieben sei.

Vertuschung von Pädophilie?

Nach der Zeitschrift Kirchenforum wusste man auch in Rom von den Missständen in der Diözesanleitung in Pécs. Im vergangenen Sommer nämlich erhielt der Sekretär der Kleruskongregation, Csaba Ternyák, der vom Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof Eger in Nordungarn ernannt und kürzlich in sein Amt eingesetzt wurde, einen diesbezüglichen Bericht aus Pécs. Er aber leitete keine Untersuchung ein, setzte hingegen den Wirtschaftsleiter der Diözese, Monsignore Gyula Wolf über den ihm zugesandten Bericht und dessen Verfasser in Kenntnis.

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