Letztes Wochenende feierte er in Klagenfurt seinen Abschied als Diö zesanbischof, am 1. Juli wird er seinen Einstand als 18. Bischof von St. Pölten feiern. Doch so richtig dürfte Alois Schwarz zurzeit nicht zum Feiern zumute sein. Denn das kirchliche Sittenbild Kärntens, welches das Magazin News in den letzten beiden Wochen verbreitete, hatte es in sich. Auf den Punkt gebracht geht es vor allem um den Vorwurf erratischer (Personal-)Entscheidungen des Bischofs, sowie den übergroßen Einfluss zweier Mitarbeiterinnen auf die Diözese und auf Schwarz. In seinen spärlichen Statements betonte Schwarz korrekte Verhaltens-und Umgangsweisen seinerseits, in der TV-Religionssendung Orientierung merkte er an, er kommentiere Gerüchte nicht. Schwarz' St. Pöltner Amtsvorgänger Klaus Küng äußerte sich in den Niederösterreichischen Nachrichten, er habe "schon auch in der Vergangenheit manchmal von Turbulenzen gehört", sei aber der Meinung, "dass solche aus der Entfernung schwer zu beurteilen" wären. Küng weiter: "Die mediale Hetzkampagne gegen ihn tut mir sehr leid. Für Bischof Alois ist das sicher belastend und in der Diözese löst es unvermeidlich Verunsicherung aus." Rosen streuen für den Nachfolger sieht anders aus...
Natürlich ist Küng zuzustimmen, dass aus der Ferne die Vorgänge in Kärnten kaum adäquat zu bewerten sind. Andererseits machen die Artikel in News nur das öffentlich, was innerkirchlich seit Langem thematisiert wird. Man hätte sich eine bischöfliche Krisen-PR erwartet, die sich kaum in Schweigen erschöpfen kann. Und bei aller grundsätzlich berechtigten Medienkritik trägt der Vorwurf einer "Hetzkampagne" nichts zur Erhellung der Lage oder zur Aufklärung bei. Für den bischöflichen Neustart in St. Pölten ist das alles zweifellos eine Hypothek. Alois Schwarz wird sich zunächst mühen müssen, Vertrauen in seine Führungskompetenzen aufzubauen. Natürlich ist es schwierig, nach der von Rom getroffenen Transfer-Entscheidung Klarheit über die Vorgänge in Kärnten zu erhalten. Aber Bischofsbestellungen finden in der katholischen Kirche nach wie vor ohne Transparenz - gerade gegenüber den Gläubigen einer betroffenen Diözese -statt.
Dabei gilt es zu betonen, dass es bei den Turbulenzen rund um Bischof Schwarz nicht um dessen innerkirchliche Ausrichtung geht. In den inhaltlichen Konflikten in der katholischen Kirche erwies sich Alois Schwarz bislang als Ausgleichender. Zumindest dies sollte ihm den St. Pöltner Start wiederum erleichtern.
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