Segnung gleichgeschlechtlich Liebender

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Die evangelische Kirche helvetischen Bekenntnisses hat sich soeben entschieden, gleichgeschlechtlich Liebende in ihren Kirchen durch ihre Amtsträgerinnen und Amtsträger zu segnen. Die christlichen Kirchen segnen Banken, Waffenträger, Autos. Umso mehr Liebende. Das lateinische Wort für segnen - benedicere - drückt es aus: Die helvetische Kirche heißt gut, was gleichgeschlechtlich Liebende sind und tun.

Was in der evangelischen Kirche damit eingeleitet wird, wäre in der katholischen nicht so einfach. Das hat gar nicht mit der hier übergangenen moralanthropologischen Frage zu tun, wie gleichgeschlechtliche Liebe, die sexuell gelebt wird, einzuschätzen ist.

Vielmehr erhebt sich die Frage, ob nun auch Homophile kirchlich getraut oder "nur" gesegnet werden können. Anders als in der evangelischen Kirche ist katholischerseits die Trauung ein Sakrament.

Sein "Thema" ist nicht nur die Liebe des Paares, sondern auch ihre Generativität. Die traditionelle katholische Ehelehre ist so streng, daß sie Ehen für nichtig erklärt, in denen Kinder ausdrücklich ausgeschlossen sind.

Schon geraume Zeit gibt es in unserer Gesellschaft Bemühungen, gleichgeschlechtlich liebende Paare mit Ehepaaren rechtlich gleichzusetzen. Damit würden die Privilegien der Ehepaare, verliehen wegen ihres Dienstes an der Gesellschaft, ihr Nachwuchs zuzuführen, aufgehoben werden. Kinder gelten dabei als Privatvergnügen der Ehepaare, das man sich leistet wie einen Hund, ein Auto oder eine Weltreise. Fortgesetzt wird diese Grundhaltung, daß Männer und Frauen, die Kinder aufziehen, dafür von der Gesellschaft mehr gestraft als gestützt werden: die Diskussionen um Karenzgeld für alle, um Kinderscheck, um pensionsrechtliche Anerkennung der Erziehungszeit sind weitere Symptome für das fahrlässige Desinteresse der Gesellschaft an ihrer eigenen Zukunft.

So sehr also der Beschluß der evangelischen Kirche helvetischen Bekenntnisses ein wertschätzendes Signal an gleichgeschlechtlich Liebende ist: Gesellschaftlich ist es ein Signal in der völlig falschen Richtung.

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