(Selbst-)gerechte Empörung

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Ein katholischer Bischof verfällt der Prunksucht. Und - bis dato offenbar schier unvorstellbar: Er lügt auch noch! Das war aber ein Sturm der (selbst-)gerechten Entrüstung, der da von Limburg über Deutschland hinweg zog, um bis an den Grundfesten des Vatikans zu rütteln. So muss man die Empörung wohl verstehen. Auch geschürt von den Medien, auf der Jagd nach sensationellen Schlagzeilen.

Keine Frage: Was sich Bischof Tebartz-van Elst geleistet hat, ist empörend. Der Bischof war so im Amt nicht mehr haltbar. Erst recht nicht unter einem Papst, der für Demut und eine große Nähe zu den Gläubigen steht. Bedauerlich, dass Tebartz-van Elst offenbar nicht nur jeden Maßstab, sondern auch jede Fähigkeit zur Selbstreflexion verloren hat. So hat er den Zeitpunkt verpasst, die überfälligen Konsequenzen zu ziehen. Und die Kritiker haben ihrer Wut und Empörung dann so richtig freien Lauf gelassen. Sie standen ja mit reinem Gewissen da. Mit besonders heftigen Aussagen taten sich einige so genannte Gläubige hervor. Was da dem Bischof alles gewünscht und angedichtet wurde - bis zur Geisteskrankheit. Man musste sich fragen, wo die katholische Lehre von Nächstenliebe, Gnade und Vergebung geblieben war.

Der Ehrenkodex der Presse wurde dann auch noch mit Füßen getreten. Ein Spiegel-Reporter hatte den Bischof heimlich gefilmt, als er ihn fragte, ob er zum Besuch in den indischen Slums First Class geflogen sei. Der Bischof log: "Nein, nur Business Class.“ Der Videobeweis der Falschaussage wurde überall gezeigt - ungeachtet der rechltichen Problematik, Personen ohne ihr Wissen aufzunehmen.

In der Sache haben wir uns zu Recht empört. Die Art war aber beschämend. Nicht, weil es sich um einen Kirchenmann handelt. Sondern um jemanden, der am Pranger steht. Und dessen Menschenwürde viele darüber vergessen haben. Wieder einmal, leider.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD in Wien

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