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Er werde schweigen und beten - so lässt sich Benedikts XVI. Aussage nach dem Rücktritt Anfang 2013 zusammenfassen. Wenn er sich daran hielte, bliebe der katholischen Kirche einiges an Unklarheit erspart. Denn in den Polarisierungen ob der derzeitigen Leitung der katholischen Kirche glaubt der (erz)konservative Kirchenflügel Benedikt, den Emeritus, auf seiner Seite. Wer sich auf den einschlägigen Internetseiten umtut, wird schnell eine Sicht bemerken, die Franziskus als dahergelaufenen, menschlich unmöglichen, chaotischen, theologisch ahnungslosen Papst charakterisiert. Der "echte" Papst bleibt in dieser Sicht immer noch Benedikt XVI., der sich unglücklicherweise zum fatalen Schritt eines Rücktritts habe hinreißen lassen -man sehe heute, in welche Katastrophe das alles geführt habe. - Es soll hier keineswegs unterstellt werden, Joseph Ratzinger wollte solche Verwirrung befördern. Aber undeutlich ist seine Symbolik geblieben: Er hat den Papstnamen nicht abgelegt (und stellt ihn auch bei der jüngsten Publikation dazu), er hat seine weiße Gewandung beibehalten etc.

Spielball der konservativen Papstkritik

Hätte Benedikt XVI. seither wirklich geschwiegen, hätte die Sache funktionieren können. Aber der Emeritus tat dies eben nicht: Da korrigierte er für seine Gesammelten Werke einen Aufsatz ,wo er als junger Theologe für eine Zulassungslösung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion plädiert (ohne das auch auszuweisen), dort verfasste er ein Vorwort für ein Buch eines prononciert konservativen Kurienkardinals. Hier gab er seinem Leib-Journalisten ein "letztes" Interview, dort ließ er sich drängen, einen Aufsatz wie den oben zitierten zu publizieren: Es geht da nicht um konkrete Inhalte, die der Theologe Joseph Ratzinger natürlich zur Diskussion stellen könnte. Sondern es geht um die Undeutlichkeit seiner Rolle: Die Optik, es handle sich hier doch irgendwie um päpstliche Wortmeldungen, ist fatal. Benedikt ist - willentlich oder nicht - zum Spielball der konservativen Kritik des amtierenden Papstes geworden.

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