Sie war weit mehr als eine Lebenspartnerin

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Jahrzehnte sind vergangen, seit sie einst mit einem ihrer - im Ausland aufgewachsenen - Kinder nach Wien kam, um ihm die Heimatstadt zu zeigen. Im Fiaker erzählte sie vor der Karlskirche: "Da haben Papi und ich geheiratet." Was die Jugend enorm beeindruckte: "Was, so alt ist die Kirche schon ?" Elisabeth ("Sissy") Waldheim schien damals freilich nur in Kinderaugen "in die Jahre gekommen". Als österreichische Diplomaten-Gattin war sie schon früh ihres Aussehens und Charmes wegen bewundert worden -an der Seite des gewählten UNO-Generalsekretärs galt sie später weltweit als kultivierte, herzliche "First Lady" der Vereinten Nationen und Musterbeispiel österreichischer Lebensart. Sie kannte die Welt, und die Welt kannte sie. Legendär ihre Einladungen für die Großen der Politik am New Yorker Sutton Place.

Nahezu ein Drittel ihres Lebens stand sie "auf Auslandsposten" an der Seite Kurt Waldheims - in Paris, Toronto, New York - und dann ein Jahrzehnt an der Spitze der Weltorganisation. Dazwischen als Ehefrau des Außenministers in Wien und zweimal als Gattin des Präsidentschaftskandidaten. Sie war Gesellschaftsdame, Hausfrau, Mutter und Freundin so vieler, die das Ehepaar Waldheim rund um den Globus kennengelernt hatte.

Das Drama begann, als sich ihr Mann 1986 ein zweites Mal um den Einzug in die Hofburg bewarb; als die Kampagne gegen den Weltbekannten losbrach, den Sissy seit Kriegstagen liebte und dessen Charakter niemand besser kannte als sie. Zutiefst gebeutelt von Unrecht, Opportunismus und der Doppelmoral so vieler, die ihnen zuvor nahe waren, litt Elisabeth Waldheim enorm unter der Last der Angriffe. Als Ehefrau aber fühlte sie sich ohnmächtig und zum Schweigen gezwungen, wo sie so gerne aufgeschrien hätte. Was ihr zu tun blieb, das tat sie: War ihrem Mann so sehr Stütze, dass er den Furor der Angriffe überleben konnte; hielt die umtoste Familie zusammen und ließ in diesem Kreis jene Diskussionskultur zu, die Sohn und Töchter - inzwischen erwachsen und erfolgreich - dazu motivierte, den Vater über Vergangenes kritisch zu befragen und ihn dann öffentlich zu verteidigen. Den Mitarbeitern in der Hofburg - und später, bis in die letzten Jahre, auch vielen sozialen Anliegen - war sie eine unermüdliche, mitfühlende Helferin. Ohne jeden Anspruch, bemerkt zu werden. Zunehmend körperlich belastet, aber bis zuletzt geistig wach, glaubensstark, lebenssatt und von der Familie rührend umsorgt, ist Elisabeth Waldheim am Dienstag im 95. Lebensjahr gestorben.

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