Ausstiegsbegleitung - © Fotos: Salvatorianerinnen

Solwodi: Eine Ordensfrau gegen moderne Sklaverei

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Menschenhandel ist Menschenunrecht - und global einer der größten Wirtschaftszweige. Die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl versucht, hierin Dynamiken aufzubrechen.

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Menschenhandel ist Menschenunrecht - und global einer der größten Wirtschaftszweige. Die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl versucht, hierin Dynamiken aufzubrechen.

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Ein junges Mädchen aus ­Nigeria, kaum 16 Jahre alt, gestrandet in Österreich, ohne Eltern, ohne Freunde, gehandelt als Ware. In ihrer Heimat wurde ihr das Paradies versprochen, in Österreich angekommen, wurden ihr die Papiere abgenommen. Ihr neuer Pass gibt sie als vier Jahre älter aus. Ihr Körper dient der sexuellen Ausbeutung – Menschenhandel mitten in Oberösterreich.

Das ist der erschütternde Auszug eines Erfahrungsberichtes der Salvatorianerin Maria Schlackl, die sich ausgehend von Oberösterreich im Rahmen der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ seit 2014 intensiv gegen Menschenhandel einsetzt. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge sind weltweit rund 40 Millionen Menschen von dieser modernen Sklaverei betroffen. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein. Menschenhandel gilt als einer der finanzstärksten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Satte 117 Milliarden Euro Profit werden diesem Bereich pro Jahr zugeschrieben.

In Österreich gilt laut Daten aus dem Innenministerium die sexuelle Ausbeutung als Haupterscheinungsform.
Rund 8000 Frauen sind hierzulande als legale Sexarbeiterinnen tätig. Sie fallen damit in die Kategorie „Neue Selbstständige“ und müssen für ihre Tätigkeit auch Steuern abführen. Viel mehr Frauen sind in dieser Branche aber illegal beschäftigt. Die vielfach minderjährigen Mädchen betäuben sich mit Drogen und Alkohol, um den Schmerz der bezahlten Vergewaltigung nicht mehr zu spüren. Betroffen sind vor allem Mädchen, die in Ländern mit niedrigem Lebensstandard, den sogenannten Billiglohnländern, mit leeren Versprechungen dazu verlockt werden, sich im „goldenen Westen“ ein freies und gutes Leben aufzubauen.

Die „Loverboy-Masche“

Indes sei die „Loverboy-Masche“ in diesen Ländern besonders beheimatet, erklärt Maria Schlackl. Meist seien es Verwandte oder gute Bekannte, die Mädchen verliebt machen und ihre vermeintliche Zuneigung durch teure Geschenke bezeugen. Hier einmal angekommen, sitzen sie so von Anfang an in der Falle. Ein Aussteigen ist für die meisten nicht möglich. „Und jede Frau, die es schafft, bricht mit Todesängsten aus“, so die Ordensfrau, die immer wieder junge Frauen, die Opfer solcher ­Dynamiken werden, betreut und an die „Solwodi“-Wohnungen vermittelt. „Solwodi“ wurde vor neun Jahren von einem Zusammenschluss österreichischer Ordensfrauen gegründet, mit dem Ziel, Frauen in Not vorübergehend einen Platz zu bieten, sie zu unterstützen, zu beraten und ihnen so auf den Weg in neues Leben zu verhelfen. „Solwodi“ wird ausschließlich über Spenden finanziert. Spenden, die Maria Schlackl mit unermüdlichen Engagement sammelt, um etwas zu bewegen.

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