Sonntag, weil es um Menschen geht

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Konsumentenfreundlicher als bisher sollen die Geschäfte die Pforten öffnen für den Sonntagseinkaufsspaß für jene, die lebenstraurig geworden sind. Arbeitsleben-Tristesse. Kaufhäuser als neureligiöse Spaßtempel. Frei nach Qualtinger: Wann i traurig bin, geh ich shopping. Nicht wenige im Land finden ihr Opium im Kaufen, gegen die Verlangweilung und Verseichtung ihres Lebens, blind für dessen Farben. Im Grauschleier versunken alles. Zudem spielt sich ein Vernichtungskampf ab. Die begrenzten Kaufreserven werden zu den Größeren umverteilt. Die Kleinen gehen unter.

Der Preis ist hoch. Weite Landstriche sind ohne Nahversorgung. Sonntagsarbeit ist frauenfeindlich: es sind hauptsächlich "Priesterinnen", die in den neuen Spaßtempeln (be)dienen, anfangs aus der gewerkschaftlichen Solidarität durch überhöhte Bezahlung herausgekauft - das Kostenargument kommt schnell: weniger Lohn oder gar keine Arbeit. Spaßeinkauf am Sonntag erschwert die Entwicklung der Bürgergesellschaft: gemeinsame Sozialzeit schwindet - von der Familie ganz zu schweigen: Einkauf fördert die Familie weniger als gemeinsames Beten, Spiele, Ausflüge, Besuche bei Großeltern.

Der Traum der Menschen war die Abschaffung sklavischer Arbeit. Freiheit, Spiel, auch vor Gott, galten als entwickelte Menschlichkeit. Daher auch die gemeinsame Unterbrechung als die Ausdruck dieses Traums vom Menschen. Wer diese gemeinsame Pause abschafft, tritt einen der menschheitsalten Träume aus. Er solidarisiert sich mit der Banalisierung des Menschen zum Arbeits- und Spaßvieh. Gute Nacht, Mensch!

Warum tut die Wirtschaft nicht alles, um Sonntagsarbeit phantasievoll zu verringern statt auszuweiten? Das wäre eine Investition ins Humankapital.

Die Kirchen kämpfen um den Sonntag, weil sie um den Gottesdienst besorgt sind, sagt man. Tatsächlich versammelt sich eine Million Österreicherinnen und Österreicher am Sonntag vor Gott. Das eröffnet ihnen einen neuen Blick auf den Menschen, und was für die Mächtigen dieser Welt noch gefährlicher ist: es macht sie gottbezogen und damit widerstandsfähiger gegen Einflüsse weltlicher Interessen und Mächte.

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