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Sorgen um das Konzil

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Die österreichischen Bischöfe haben bei ihrer letzten Konferenz vorige Woche in Wien beschlossen, sich an die zuständigen Stellen in Rom mit dem Ersuchen zu wenden, in verstärktem Maße Laien als Fachexperten zur Vorbereitung des Konzils heranzuziehen. Schon früher hatte Kardinal König in seiner Rede vor katholischen Journalisten erklärt, er halte eine offizielle Einschaltung der Laien bei der Vorbereitung des Konzils für wünschenswert, da die Laien heute den weltlichen Arm der Kirche repräsentieren. Kardinal König hatte in seiner Rede den Schweizer Theologen Küng zitiert, der gesagt hatte, das Konzil werde entweder die Erfüllung einer großen Hoffnung oder eine Enttäuschung sein. Daß das Konzil eine große Enttäuschung werden könnte, fügte der Kardinal hinzu, wolle und könne er nicht glauben.

Das sind ernste Worte, gesprochen von einem Kardinal der römischen Kirche, einem Metropoliten an der äußersten Grenze der freien Welt. Aber diese Worte drücken nur das aus, was Millionen Katholiken in aller Welt seit einem Jahr in immer steigenderem Maße spüren: Aus der großen Hoffnung des Konzils ist eine große Sorge geworden. Vor allem eine Sorge der katholischen Laien..

Gewi wird da Konzil nicht alle, vielleicht zu stürmischen Hoffnungen erfüllen können, die an seine Ankündigung geknüpft wurden. Das Wort vom Ökumenischen Konzil wurde durch die Bezeichnung Zweites Vatikanisches Konzil ersetzt, ökumenisch wird es in dem Sinne sein, daß es die Katholiken des Erdkreises umfaßt, nicht aber die Ökumene einer gesamten Christenheit. Wahrscheinlich wird das Konzil auch nur der erste Schritt in einer Reihe langwieriger und sich auf viele Jahrzehnte erstreckender Bemühungen sein, der Einheit der Christen näherzukommen. Es soll, nach den Worten des Heiligen Vaters, zunächst einer Selbstbesinnung, einer inneren Erneuerung der katholischen Kirche dienen.

All das aber kann die Bedeutung dieses Konzils niemals einschränken, sondern, im Gegenteil, dessen Wichtigkeit für die Kirche und für die Katholiken nur verstärken. Es vermag die Sorgen um das Konzil nicht zu verbannen, sondern muß sie eher noch steigern. Was kann aus diesem Konzil werden, im Guten und im weniger Guten? Wenn es Laien sind, die sich darüber Sorgen machen, so darf doch niemand diese Sorgen verdächtigen, als Wichtigtuerei oder als Überheblichkeit abtun. Es geht den Laien nicht um eine neue Konzilstheologie, um eine Laientheologie im Sinne einer Einschränkung der geistlichen Gewalt. Die Kirche ist heute von keiner inneren Häresie bedroht, nicht Glaubenswahrheiten werden bekämpft oder angezweifelt. Was das Leben der Kirche bedroht, ist eher die Uninteressiertheit, das stille Abrücken, das, was man den lautlosen Abfall der Massen nannte. Unter diesen Massen aber gibt es, viel stärker als in den vergangenen Jahrhunderten, immer noch Millionen Katholiken, die sich mit der Kirche verbunden fühlen, ja die sich selbst als Kirche fühlen und bereit sind, nicht nur ihren Glauben, sondern auch ihr Wollen und ihr Können in den Dienst der Kirche zu stellen. Dieses kommende Konzil, so empfinden sie, ist auch ihr Konzil. Wollen sie mitverhandeln, mitentscheiden, mitabstimmen? Neini Sie wollen keine neue Konzilstheorie, sie wissen, die Entscheidungen des Konzils liegen beim Papst und bei den Bischöfen. Wollen sie mitreden bei allem und jedem auf diesem Konzil? Ihre Wünsche sind noch bescheidener. Sie wollen bloß gehört werden, vor dem Konzil, gehört vor allem in jenen Bereichen, in denen sie glauben, etwas sagen zu können: in Fragen der Manifestation der Kirche nach außen, in Fragen der Presse, des Rundfunks, des

Films und des Fernsehens, aber auch in den Fragen des Laienapostolats. Sie wollen kein Laienkonzil, aber sie wollen, daß vor diesem Konzil die Stimmen der Laien, die ebenso Kirche sind wie Papst, Bischöfe und Priester, gehört werden, gehört und beachtet. Nicht, daß dieses Recht bestritten, daß dieser Wunsch rundweg abgelehnt wird. Aber unter den 699 Mitgliedern der Kommissionen und Sekretariate zur Vorbereitung des Zweiten Vatikanischen Konzils zählt man sieben Laien! Und die Laien finden, daß das etwas wenig sei.

Der Kardinal von Wien hat in seiner Rede vor der Wiener Arbeitsgemeinschaft katholischer Journalisten diese Sorge der katholischen Laien auch zu seiner Sorge gemacht. Er hat sie aber gleichzeitig aufgerufen, selbst aktiv zu werden.

Die Worte des Kardinals haben ein weltweites Echo gefunden; in Holland, in Frankreich, in Deutschland, in Amerika, überall, wo sich Katholiken sorgen um das Konzil, haben sie die Worte des Kardinals mit großer Freude und Dankbarkeit vernommen. Mit ihrem Beschluß, sich in Rom für eine stärkere Vertretung der Laien bei der Konzilsvorbereitung einzusetzen, haben die Bischöfe Österreichs die von Kardinal König in seiner Rede vo.r den Journalisten ausgesprochene Erwartung zu der ihren gemacht.

Was aus dem Konzil wird, liegt letztlich in Gottes Hand. Schon mehren sich die Stimmen, die bezweifeln, ob das Konzil, wenn es seine Aufgabe wirklich erfüllen will, tatsächlich, wie vorgesehen, im Herbst des kommenden Jahres zusammentreten kann. Je weniger die Zeit drängt, um so eher besteht die Möglichkeit, daß die Stimmen der Laien Gehör finden. Auch sie sind Stimmen der Kirche.

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