Soziales Gewissen unter Österreichs Bischöfen

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"Das dritte Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen', ist das älteste Sozialgesetz der Welt." Maximilian Aichern, seit 1982 Bischof von Linz und "Sozialbischof" der katholischen Bischofskonferenz, formulierte sein Herzensanliegen auch in der Furche: die Gesellschaft menschenwürdiger zu gestalten - aus dem Blick der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Beim Schmieden der "Allianz für den freien Sonntag", des Zusammenschlusses verschiedener gesellschaftlicher Player zur Rettung des Sonntags als Ruhetag, half Aichern wesentlich mit, auch dabei, die Gräben von Lagern zu überwinden: Gewerkschaften, christliche Gruppen, aber auch Vertreter der Wirtschaft konnte er gewinnen. Ebenso engagiert er sich beim Ökumenischen Sozialwort der Kirchen, das seit drei Jahren auf dem Weg ist: Schon beim Sozialhirtenbrief der Österreichischen Bischöfe von 1990 war Aichern federführend, in der Bischofskonferenz ist er auch für die Katholische Aktion zuständig, für die sein Herz ebenfalls schlägt.

Vielleicht prägte die Herkunft Aicherns soziale Ader: 1932 in Wien als Sohn eines Fleischermeisters geboren, trat er beruflich in die Fußstapfen des Vaters. Mit 22 ging er aber ins steirische Benediktinerstift St. Lambrecht, 1959 wurde er zum Priester geweiht. Drei Jahre später schon wählten ihn die St. Lambrechter Mönche zum Abtkoadjutor, der Elan, mit dem Aichern das Stift erneuerte, imponierte auch Rom: er wurde Bischof von Linz.

Bischof Maximilians Herzensgüte eroberte die Diözese. Nicht nur sein soziales Gewissen, sondern seine Amtsführung im Geist des II. Vatikanums, machten die Diözese zu einer Oase des konziliaren Aufbruchs und Weitergehens, als anderswo das Pendel längst zurückschlug. Bischof Maximilian blieb von den Kirchenturbulenzen nicht verschont: Konservative Hardliner machten ihm - direkt oder via Rom - das Leben schwer. Doch fürs Gros seiner Diözesanen, aber auch der katholischen Kirche Österreichs steht Aichern für eine zeitoffene, sozial gerechte, barmherzige, Kirche, die durchaus mehr Hirten seines Schlages vertrüge. - Am 26. Dezember feiert Bischof Maximilian seinen 70. Geburtstag. Otto Friedrich

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