Spätes Grab für 62.400 ermordete Juden

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62.400 Namen, eingraviert auf Schiefertafeln: Am 9. November, dem Jahrestag der Novemberpogrome 1938, wurde im jüdischen Stadttempel in Wien der Gedenkraum für die während der NS-Herrschaft ermordeten österreichischen Juden eingeweiht.

Auch Bundespräsident Thomas Klestil (im Bild mit Ariel Muzicant, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde) entzündete an der "symbolischen Grabstätte", wie Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg die Gedenkstätte titulierte, eine Kerze. Neben Klestil und Bürgermeister Michael Häupl nahmen der evangelische Bischof Herwig Sturm und Weihbischof Helmut Krätzl, in der katholischen Bischofskonferenz für den christlich-jüdischen Dialog zuständig, an der Veranstaltung im Stadttempel teil.

Zuvor hatte Krätzl einen christlichen Bußgottesdienst in der nahen Ruprechtskirche geleitet. Krätzl dort: Die "Glut des Antisemitismus" sei nicht erloschen, daher müsse ständig "Brandwache" gehalten werden. Das Abbild Gottes sei durch die Schoa entstellt worden, so Krätzl, dafür müsse Sühne geleistet und Buße getan werden. Kardinal König betonte in einem Grußwort, das beim Gottesdienst verlesen wurde, der 9. November habe sich in Wien von einem für die Christen belastenden Datum zu einem "Zeichen des Bemühens um neues Vertrauen im Verhältnis zu den jüdischen Mitbürgern" entwickelt. Der evangelische Alttestamentler Frank Crüsemann wies bei seiner Predigt in der Ruprechtskirche darauf hin, dass sich Antisemitismus heute oft hinter der Feindschaft gegen Israel verstecke. Der Theologe sagte, man müsse einräumen, dass der jahrhundertelange kirchliche Antijudaismus den Boden für den Antisemitismus bereitet habe. ofri/APA/KAP

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