Suppe essen - Schnitzel zahlen

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Mit einer Knoblauchknolle und dem Slogan "Teilen macht mehr daraus" wirbt die Katholische Frauenbewegung (kfbö) derzeit auf den österreichischen Plakatwänden für die Dritte Welt-Aktion Familienfasttag 2002. Auch dieses Jahr wird in den meisten österreichischen Pfarren bei den Gottesdiensten am 24. Februar Geld gesammelt, das den von der kfbö initiierten Hilfskampagnen zugute kommt. Wer die traditionelle Benefizsuppe isst, aber ein Schnitzel bezahlt, teilt das Kostgeld mit einer Familie in der Dritten Welt.

Maria ist Kleinbäuerin in Chile. Auf ihrem Hof züchtet sie Hühner, Truthähne und Schweine, die sie auf dem Markt zum Verkauf anbietet. "Von Jahr zu Jahr kommt weniger Kundschaft", macht die Kleinbäuerin ihrem Unmut über die übermächtigen Supermärkte mit den Billigprodukten Luft, die für sie sogar zur Existenzbedrohung werden. In einer von der katholischen Kirche in Temuco initiierten Frauengruppen lernt Maria mit den ökonomischen Bedingungen zurechtzukommen und selbst die Stimme zu erheben, wenn es darum geht ihre Erfahrungen und Anliegen auf Gemeindeebene einzubringen.

Ohne Zweifel verhilft dieses Projekt den Frauen zu mehr wirtschaftlicher, sozialer und politischer Kompetenz in einem Land, in dem drei Millionen Menschen, 20 Prozent der Bevölkerung, unter der Armutsgrenze leben und mehr als 50 Prozent der bewirtschaftbaren Flächen für die Exportwirtschaft genutzt werden.

Mary Gunn leitet seit zehn Jahren die Sozialabteilung der Diözese San Felipe, neben Temuco der zweite Stützpunkt des interdiözesanen Projekts in Chile. Ihr liegt das Wohl der Saisonarbeiterinnen besonders am Herzen. "Nur bis zu vier Monate pro Jahr gibt es Arbeit", berichtet die Sozialarbeiterin: "Den Rest der Zeit sind die Frauen arbeitslos, erhalten aber kein Arbeitslosengeld und staatliche Hilfen." Die Diözese San Felipe versucht mit Frauenbildungsprojekten diesen Zustand zu verbessern.

Die Unterstützung von Frauen in Chile ist nur eines von vielen Projekten in Lateinamerika und Asien, die im Zuge des diesjährigen Familienfasttages gefördert werden sollen. Hilfe zur Selbsthilfe zu geben ist auch die Intention des Projekts in Nepal, das den Anbau und die Nutzung von Waldprodukten ermöglichen soll, damit die betroffenen Frauen ihre Familien ausgewogener ernähren können und ihr eigenes Einkommen erwerben. Ehrgeiziges Ziel ist es auch heuer, Projekte im Ausmaß von rund zwei Millionen Euro (30 Millionen Schilling) zu unterstützen.

Dem Fastensuppenessen, das österreichweit nach dem Gottesdienst am kommenden Sonntag stattfindet, verleihen auch heuer österreichische Spitzenköche die richtige Würze. Hildegard Wipfel, Referentin für Entwicklungsförderung der kfbö, hofft auch beim heurigen Familienfasttag auf die Unterstützung der österreichischen Bevölkerung. Seit dem Beginn der Aktion vor 44 Jahren konnte bereits fast eine Milliarde Schilling für die Entwicklungsförderung gesammelt werden.

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