Susilo B. Yudhoyono: Präsident im "Ring aus Feuer"

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Um die Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer vom letzten Wochenende in seinem Land persönlich zu überwachen verlegte der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono seinen Amtssitz vorübergehend von der Hauptstadt Jakarta in die am schwersten betroffene Region nach Yogyakarta - und rasche und koordinierte Hilfe tut Not: Die Zahl der Todesopfer des Erdbebens hat sich bis Dienstag vormittag auf mehr als 5400 erhöht. Nach uno-Angaben wurden bei dem Beben der Stärke 6,3 auf der Insel Java rund 20.000 Menschen verletzt, über 130.000 Menschen sind obdachlos.

"Vom Tsunami gelernt"

Das riesige Inselreich Indonesien wird wegen seiner Lage in einer seismisch äußerst aktiven Zone, dem so genannten Ring aus Feuer, jedes Jahr von hunderten von Erdbeben heimgesucht. Die meisten von ihnen richten jedoch keine größeren Schäden an. Doch auf Java rumort seit Wochen der sehr aktive Vulkan Merapi - einen Zusammenhang mit diesem Erdbeben schließen Experten nicht aus.

Im Katastrophengebiet sind inzwischen internationale und einheimische Hilfsorganisationen eingetroffen. Die indonesischen Behörden bewältigten die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen "den Umständen entsprechend gut", sagt Ronnie Bala von der Internationalen Organisation für Migration: "Sie haben aus der Tsunami-Katastrophe von Dezember 2004 Lehren gezogen." Der Gouverneur von Yogyakarta, Sri Sultan Hamengkubuwono X, ordnete an, eintreffende Hilfsgüter direkt an die Überlebenden und nicht mehr über die Verwaltungsstellen zu verteilen, denn: "Die Bürokratie verzögert nur alles."

Ein Vorgehen ganz im Sinne seines Präsidenten: Susilo Bambang Yudhoyono gilt als Mann der Tat. Auf den ersten Blick mag es absurd erscheinen: Ausgerechnet bei der ersten Direktwahl des indonesischen Staatsschefs 2004, nach Jahrzehnten der Militärherrschaft und sechsjähriger Übergangszeit, wurde mit Yudhoyono ein alter Armeekader und ehemalige Sicherheitsminister gewählt. Zu verdanken hatte "sby", wie der korpulente General a.D. im Volksmund genannt wird, seinen Sieg Millionen von Landsleuten, die ihn als "sauberen Kandidaten" unabhängig von den traditionellen Parteien schätzen. "Viele Indonesier wollen, dass ein Militär das Land führt. Zweitens gilt Yudhoyono als gemäßigt", sagen Experten. Eine Eigenschaft, die Yudhoyono auch als Vermittler im Streit um das iranische Atomprogramm nützt. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt, und der Iran begrüßt Yudhoyonos Initiative.

Vermittler im Atom-Streit

sby könne sich auch als Mann des Volkes darstellen und bei seinen öffentlichen Auftritten wirke er ruhig und sicher, auch wenn er nicht immer ein packender Redner ist, sagen indonesische Politikbeobachter - letzteres wird im Moment in den Erdbebenregionen aber wohl am wenigsten vermisst, jetzt zählen Koordinations-und Durchsetzungsvermögen.

Und Yudhoyonos strenges Regiment scheint bislang nur an einer Gruppe zu scheitern: Die an den Berghängen des Vulkans Merapi lebenden Bauern weigern sich, trotz höchster Alarmstufe und trotz der Evakuierungsanweisung des Präsidenten, Felder und Tiere zurückzulassen. WM/APA

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