Taiwan - Blumau

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Fitneß und Wellness liegen im Trend. Die steirischen Thermen sollen daher zu Magneten für Touristen aus aller Welt werden.

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Fitneß und Wellness liegen im Trend. Die steirischen Thermen sollen daher zu Magneten für Touristen aus aller Welt werden.

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Aktiver Fitneßurlaub oder einfach nur erholen. Trimmen im Fitneßraum oder bloß im warmen Wasser mit der Seele baumeln. Vollwertmenü, Ruhepause, ein kleiner Salat und ab in die Sauna. Moorpackung, Heubad, Molke zum Entschlacken und dann bald ins Bett.

Wellness und Fitneß sind wieder angesagt. Ein Trend, der sich an den Nächtigungszahlen und Einnahmen ablesen läßt. 1,2 Millionen Nächtigungen verzeichnen die Hotels und Pensionen in der steirischen Thermenregion. Das sind 14 Prozent der gesamten Nächtigungen in der Steiermark. Damit ist der Thermengast ein wichtiger Tourist geworden. Bleibt er doch auch durchschnittlich sechs Tage in der Grünen Mark und beschränkt sich nicht nur auf das Planschen im warmen Wasser. Weinland, Pferdesport, Radfahren - im Paket mit den Thermen soll dies ein attraktives Urlaubsangebot darstellen und Gäste in die Steiermark locken.

Dabei ist die Steiermark ein besonders thermenfreudiges Bundesland. Loipersdorf, Radkersburg, Gleichenberg sind altbekannt und -bewährt. Robert Rogners Blumau, von Friedensreich Hundertwasser errichtetes Dorf im Lebkuchenhaus-Stil, ist als bunter Klecks das berühmte Tüpfelchen auf dem i und gilt bereits jetzt als Tourismusmagnet, vor allem für Gäste aus dem Ausland. "Blumau hat dem Thermenland das Gefühl der Internationalität gegeben", erklärt der Leiter der Steirischen Tourismusgesellschaft, Arthur Oberascher. "Es ist eine Auslandszugnummer." Als etwa General Motors die Weltpräsentation seines neuen Opel Astra in Blumau vonstatten gehen ließ, besuchten 2.000 Journalisten aus aller Welt die Hundertwasser-Therme. Und berichteten darüber. Ein taiwanesischer Reiseveranstalter hat den Farbklecks auch schon entdeckt. London-Wien-Blumau-Rom: Eine Destination aus seinem Programm.

Die Oststeiermark ist nicht zuletzt durch die Thermen auf dem besten Weg, ihre Vergangenheit als Agrarnotstandsgebiet abzustreifen. Die heißen Quellen helfen, den Strukturwandel zu bewältigen. Seit 1989 freut sich die Region über Beschäftigungszuwächse zwischen 15 und 20 Prozent, im Kurort Bad Radkersburg sind es sogar 34 Prozent. Das gleiche Phänomen wird für die Obersteiermark erhofft. In Fohnsdorf, mitten im Industriegebiet, wurde eine heiße Quelle entdeckt. An der passenden Hotelumgebung wird gerade gebaut. Auch in Loipersdorf ist ein riesiges Hotelprojekt in Planung, das die Therme in die internationale Kategorie an Urlaubsdestinationen emporschleudern soll. Auch die Landwirtschaft hat bisher von den Fitneß-Fans profitiert. Die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte kommt sehr gut an.

Das Land Steiermark investiert heftigst in diesen Bereich. So wurde zu den ohnehin schon landeseigenen Thermen Loipersdorf, Radkersburg und Waltersdorf auch noch die Mehrheit an Gleichenberg erworben. Der altehrwürdige Kurort soll jetzt mittels Thermenumbau im kommenden Jahr aufgemöbelt werden. Geht es nach den erfindungsreichen Politikern, soll auch ein Dinosaurier-Park entstehen. Der "Styrassic"-Park, frei nach "Jurassic-Park", soll Dinos in Lebensgröße bieten und jung und alt anlocken. Nicht bedacht wurde dabei, daß der Höhepunkt der Dino-Mania schon längst überschritten wurde. Trugen noch vor ein paar Jahren alle Kinder Dinosaurier-Bücher bei und Dino-T-Shirts an sich, so sind T-Rex, Brontosaurus und Co mittlerweile schon längst aus den Regalen verschwunden.

Heiße Quellen, junger Wein. Das ist eine der Werbelinien der Steiermark. Insgesamt sollen sich in der Grünen Mark vier oder fünf Kernbereiche herauskristallisieren, die gemeinsam beworben werden sollen. Der Name Steiermark soll ein "Markenzeichen" werden, sagen Tourismus-Experten. "Wir müssen die Steiermark in drei, vier Destinationen anbieten", betont Tourismus-Chef Oberascher, "Das Weinland mit den Thermen, das Murtal ... Wir versuchen, sehr viel aus zwei Sichtweisen zu sehen. Wichtig ist vor allem die Markenbildung nach außen. Im internationalen Wettbewerb können wir nur so bestehen."

Die Thermen spielen in diesen Überlegungen eine große Rolle. Insgesamt werden pro Jahr in der Thermenregion 277.000 Ankünfte von Gästen verzeichnet, das sind knapp 14 Prozent der gesamtsteirischen Ankünfte. 1,455 Millionen Gäste besuchen allein die Landesthermen jährlich. Es wird auch weiterhin mit dem erholungsbedürftigen Gast gerechnet. Die Argumente: Bei jüngeren Menschen sei das Gesundheitsbewußtsein gestiegen. Der Wellness-Trip in die Therme paßt eben nahtlos zum probiotischen Joghurt oder zum Wellness-Drink aus dem Supermarkt. Ältere Menschen tun ebenfalls immer mehr, um gesund zu bleiben. Und der Kuraufenthalt allein reizt nicht mehr wirklich. Wer gesund leben will, geht lieber rechtzeitig ins noble Hotel, das sich der Wellness verschrieben hat, statt sich eine dreiwöchige Kur verschreiben zu lassen.

Offenbar geht die Rechnung auf. Der Tourismus hat sich zum relativ sicheren Standbein für die Steiermark entwickelt. In der Wintersaison 1997/98 wurde ein Umsatz von 4,5 Milliarden Schilling gemacht. Das ist gegenüber der Saison 1996/97 ein Plus von drei Prozent. Zu verdanken ist dieser Aufschwung zwei Touristengruppen: Den Skifahrern und - den Thermenfans.

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