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Theologie in der modernen Welt

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WEGE ZU CHRISTUS. Von Jean D a n iil o u. Aus dem Französischen übersetzt von Hans Broemser. Matthias-Grünewald- Verlag, Mainz, 1962. 200 Seiten. Preis 13.80 DM.

Der bekannte Theologe Daniėlou, der uns schon mehrere wertvolle Werke geschenkt hat, behandelt im vorliegenden eine überaus aktuelle Frage: das Christus- Problem in der Sicht der heutigen theologischen Kontroverse.

Von der protestantischen Theologie ist eine nicht ungefährliche Unterscheidung ausgegangen, nämlich die Unterscheidung zwischen dem historischen Christus und dem Christus des Glaubens. Man sucht das historische Bild Christi so rein wie möglich zu rekonstruieren, geht aber dabei so weit, daß dieses Bild mit dem dogmatischen Glauben an die Person Jesu Christi nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen ist. Dieser Christus des Glaubens wird dann als ein Produkt der ur- kirchlichen oder apostolischen Auffassung von Christus bezeichnet als der Christus des Glaubens. Sosehr man zwischen dem geschichtlichen Bild von Christus, das uns die Evangelien — textkritisch durchleuchtet — wiedergeben, und dem Christus des Glaubens unterscheiden kann, ebenso falsch ist eine vollständige Trennung zwischen diesen beiden. Dies aufzuzeigen, hat sich Daniėlou in dem vorliegenden Buch zur Aufgabe gemacht.

Mit dem großen theologischen, philosophischen und religionswissenschaftlichen Wissen, über das Daniėlou verfügt, geht er meisterhaft den einzelnen Problemen nach. Diese Art der theologischen Auseinandersetzung ist für unsere Zeit außerordentlich wichtig, da die modernen positiven Wissenschaften immer lauter in die Welt hinaus rufen, daß sich die Theologie vor dem Forum ihrer bis in die letzte Präzision gehenden Untersuchungen nicht zu rechtfertigen vermöge.

EXEGESE UND DOGMATIK. Von Herbert Vorgrimler. Mit Beiträgen von Heinrich Groß, Franz Mußner, Karl Rahner, Karl Hermann S c h e 1 k 1 e, Eduard Schillebeeckx, Heinrich Schlier, Rudolf Schnackenburg und Anton V ö g 11 e. Matthias-Grüne- wald-Verlag, Mainz, 1962. 214 Seiten. Preis 14.80 DM.

Ein Mitarbeiter Karl Rahners hat im vorliegenden Werk eine Reihe von Beiträgen zu dem überaus aktuellen Kapitel „Exegese und Dogmatik” gesammelt.

Die großen Fortschritte, die die Exegese im letzten Jahrzehnt durch die Anwendung der sogenannten „formgeschichtlichen Methode” gemacht hat, wurden für die Theologie geradezu verwirrend. Es schien bisweilen so, als ob die Exegese sich immer weiter von der dogmatischen Theologie entfernte und zu einer ausschließlich positiven Wissenschaft würde, die sich nur mehr textkritischen Fragen widmet. Die Dogmatiker sahen darin schon die Gefahr der Auflösung der neu- testamentlichen Offenbarung. Man stand vom dogmatischen Standpunkt her dieser neuen Exegese verständnislos und hilflos gegenüber. In diese kritische Situation bringt nun das vorliegende Werk dadurch viel Licht, daß es einerseits die Berechtigung der modernen „formgeschichtlichen Methode” zeigt und damit die Exegese von den zahlreichen Verdächtigungen, die sie von Seiten der Dogmatiker erfährt, reinwäscht. Anderseits wird auch den Exe- geten von der Dogmatik her der Weg gewiesen, den sie nicht verlieren dürfen, wollen sie nicht den Offenbarungsinhalt der neutestamentlichen Schriften auflösen. Der Exeget darf mit dem inspirierten Wort der Schrift nicht umgehen wie mit einem beliebigen Text, obwohl er dieses inspirierte Wort textkritisch untersuchen darf. Er muß vor dem durch das kirchliche Lehramt festgehaltenen Glaubensinhalt ehrfurchtsvoll haltmachen. Der Dogmatiker hingegen darf nicht mit den Methoden seiner Wissenschaft den biblischen Text selbst vergewaltigen, sondern er muß sich vom Exegeten belehren lassen, wie dieser biblische Text historisch und aus dem textlichen Zusammenhang heraus entstanden ist. Er muß also die textkritischen Tatsachen, sofern sie sicher erwiesen sind, zur Kenntnis nehmen.

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