Theologin Polak: "Synodalität ist kein Selbstzweck"
So wichtig das Anliegen eines innerkirchlichen Kulturwandels auch ist, die Dominanz von binnenkirchlichen Themen bei der Synode bereitet Sorge, denn eine Kirche mit Fokus auf Selbstfindung verabschiedet sich von ihrer gesellschaftlichen Relevanz. Eine Analyse aus Anlass der am 2. Oktober startenden zweiten Session der Weltbischofssynode in Rom.
So wichtig das Anliegen eines innerkirchlichen Kulturwandels auch ist, die Dominanz von binnenkirchlichen Themen bei der Synode bereitet Sorge, denn eine Kirche mit Fokus auf Selbstfindung verabschiedet sich von ihrer gesellschaftlichen Relevanz. Eine Analyse aus Anlass der am 2. Oktober startenden zweiten Session der Weltbischofssynode in Rom.
Eine Bußvigil am 1. Oktober im Petersdom eröffnet die Weltsynode 2024, die von 2. bis 27. Oktober im Vatikan tagt. Wenn Papst Franziskus dann im Namen aller Gläubigen dieses Sündenbekenntnis mit einer Bitte um Vergebung an Gott und „an die Brüder und Schwester der ganzen Menschheit“ abschließt, stehen die 368 stimmberechtigten Teilnehmer unter einem hohen Anspruch. Denn Buße bedeutet auch Umkehr, d. h. Veränderung im Denken und Handeln. Wird die Weltsynode diesem Anspruch gerecht werden?
Das Vorbereitungsdokument zeigt ein ernsthaftes Ringen um die innere Reform der Kirche. Von der Förderung der Partizipation der Laien, der Stärkung der Kompetenzen von Bischofskonferenzen und sogar von einer „heilsamen Dezentralisierung“ in Bezug auf das Petrus- und das Bischofsamt ist da die Rede. Aufhorchen lassen Forderungen nach „Transparenz“ und „Rechenschaftspflicht“, ja sogar „Bewertung“ des Handelns kirchlicher Autoritären. Das Thema Ausbildung, v. a. des Klerus, nimmt eine wichtige Rolle ein. Die aktive Förderung der Teilhabe von Frauen wird benannt – das Thema Frauendiakonat ist freilich, wie viele andere konfliktive Themen, in eine Studiengruppe ausgelagert. Ausführliche geistliche Erörterungen erklären, wie es zu Entscheidungen kommen kann. Theologisch-pastorale Foren werden zur Vertiefung von Themen beitragen.
Die Synode wird vor allem damit beschäftigt sein, eine synodale Kultur weiterzuentwickeln und insbesondere in Bezug auf autoritäres, monarchisches oder klerikales Fehlverhalten „aufzuräumen“. Dies benötigt Gebet, Gespräch, Zeit und Geduld. Der Papst setzt auf geistliche und pastorale Erneuerung. Auch mit der Entwicklung von Praxismodellen ist zu rechnen, wie zum Beispiel dem Vorhaben der Europäischen Bischofskonferenz einer fünfjährigen Erprobungsphase von Synodalität. Veränderungen der Lehre und grundlegender Strukturen der Kirche sind angesichts dieser Art von Reform freilich nicht zu erwarten. Ausschließlich strukturelle Reformen werden bestenfalls defensiv angesprochen oder der Technokratie verdächtigt.