"Wir Juden wünschen uns einen Papst, für den Gottes Gnadengaben und Verheißungen an das Volk Israel unabänderlich sind.“ So formuliert Rabbiner und FURCHE-Kolumnist Walter Homolka jüdische Erwartungen und impliziert damit, dass die katholischen Positionen zuletzt Zweifel daran laut werden ließen. Und der orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis erhofft einen Papst, "der die kollegiale und synodale Struktur der Kirche fördern wird.“
Zwei externe Wünsche also, auch wenn Herausgeberin Gerda Schaffelhofer im Vorwort des eben erschienenen Sammelbandes "Du bist Petrus“ weiß, dass das Konklave "kein Wunschkonzert“ ist.
Das vor Konklavebeginn publizierte Buch ist naturgemäß eine riskante Neuerscheinung. Denn zum einen handelt es sich zwangsläufig um einen "Schnellschuss“, zum anderen kann vieles, was darin geschrieben und bedacht wird, flugs veraltet klingen, wenn der neue Papst gewählt wird.
Kongruente Diagnosen
Dennoch ist die Sammlung von 15 kompetenten Autorinnen und Autoren, die meisten davon im Bereich der Theologie angesiedelt, ein lesens- und beachtenswertes Buch geworden, das erkennen lässt, dass das nächste Pontifikat für die katholische Kirche richtungsentscheidend sein wird. Und in den großen Linien äußern die Beitragenden geradezu kongruente Diagnosen.
Wenn die Wiener Pastoraltheologin Andrea Lehner-Hartmann einen "lebensbedrohlichen Zentralismus“ konstatiert, dem gegenzusteuern wäre, so ist das ein Aspekt, den auch Jan-Heiner Tück in seinem Plädoyer für die Communio-Ekklesiologie und die Kollegialität der Bischöfe aufnimmt, wobei der Wiener Dogmatiker versucht, Wege aus der Sackgasse, in die das I. Vatikanum die Kirche diesbezüglich geführt hat, anzudenken.
Ähnliches buchstabiert der Neutestamentler Walter Kirchschläger - natürlich anhand biblischer Befunde. Schlagfertig schließt sich auch Paul M. Zulehner diesen Anliegen an und mahnt eine echte Reform am Haupt an - vor allem, was die fehlende "Regierung“ der Weltkirche betrifft. Zulehner bringt es so auf den Punkt: "Kardinal König, der auch viel von Benedikt hatte und gern reiste und diskutierte, hatte einen ausgezeichneten Generalvikar mit Erzbischof Franz Jachym. Benedikt hatte Bertone.“ Der Doyen der Wiener Pastoraltheologie ist nicht allein mit dieser Sicht. Das zeigt auch der Beitrag des Jesuiten Eberhard von Gemmingen. Der langjährige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan fordert gleichfalls eine Art Kabinett des Papstes sowie die römische Kurie als Dienstleister und nicht als Machtapparat.
Dass in diesem Konzert auch das Thema Frauen in der Kirche sowie die Fragen wie jene nach der Eucharistiefähigkeit angesprochen werden, versteht sich fast von selbst. Wüsste man es nicht besser, hoffte man, dass die Kardinäle diese Ausführungen lesen. Natürlich bevor sie sich zur Wahl des nächsten Papstes zurückziehen.
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