Tolkiens unfreie Fantasy-Welt

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"Der Herr der Ringe" geht in die nächste Runde, diese Woche läuft der zweite Teil an. Peter Jackson bringt den Monsterroman von J.R.R. Tolkien um 1,2 Milliarden Euro in drei Teilen auf die Leinwand. Tolkien gilt als Vater der Phantasy-Literatur. Er schuf seit 1954 ein eigenes Universum, genannt Mittelerde, mit eigenen Sprachen und bevölkert von Elfen, Ents, Orks, Zwergen, Hobbits. Und Menschen. Die Handlung? Nichts Neues, Gut gegen Böse. Den Sieg erringen am Schluss die Hobbits, Bewohner des Auenlandes, die gerne am Kaminfeuer ihr Pfeifchen schmauchen. Erlösung der Welt durch Kleinbürgertum.

Es ist nicht schwer, in der Geschichte Rassismus wiederzufinden: Die Ordnung der verschiedenen "Rassen" ist festgefügt, es ist ausgemacht, wer auf der guten und wer auf der bösen Seite steht. Gegen die ständig drohende Versuchung des Bösen wird jede Menge Treue-, Freundschafts- und Opferrhetorik aufgeboten. Zu dieser apokalyptischen Rassenlehre kommt eine "sexistische Reduktion weiblicher Figuren auf Ornamente" (J. Distelmeyer).

Der Londoner Independent sah sich zu der Feststellung veranlasst: "Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Hitler diesen Film mit seinen scheußlichen Untermenschen, seinen heimatverbundenen Hobbits und arischen Schönheiten gemocht hätte." Übertrieben? Mag sein. Übertrieben ist sicher die Bemühung, im Film religiös-christliche Inhalte zu finden. Da ist Eru, der Schöpfergott, und Melkor, der gefallene Engel, und die Festung der Zwerge heißt Moria. Der Film wird aufbereitet, um im Religionsunterricht Verwendung zu finden.

Woher kommt die Nachfrage nach Fantasy? Die Phantasiewelt verspricht Orientierung, sie redet von Vorsehung und von einem Plan, der jedem Leben zugrunde liegt. Freiheit ist nichts als die Bereitschaft, sich diesem Plan zu unterwerfen. Die Würde der Person und die Freiheit des Individuums sind offenkundig Werte, die im Fantasy-Film nicht hoch im Kurs stehen. Aber: Tun sie es in der Realität?

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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