Einmal mehr wirft der Religionssoziologe Paul M. Zulehner auf der Basis von Datenmaterial ein klaren, analytischen Blick auf die Lage katholischen Kirche in Österreich, auf die Christen und die Religiosität der Menschen. Sein Befund wird im Jahrbuch für Politik 2010 präsentiert, das am Mittwoch, 13. April, in Salzburg im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum öffentlichen Rundfunk vorgestellt wird (siehe unten). In seinem Beitrag greift Zulehner auf die Studie "Religion im Leben der ÖsterreicherInnen 1970-2010“ zurück.
Jene Menschen, die gegenüber der Kirche keine Bindungskräfte, also keine Gratifikation verspüren, wählen den Austritt - denn Religion ist nicht mehr Schicksal, sondern Wahl. Die Kirche befinde sich in einer "epochalen Übergangskrise“: Die nachkonstantinische Ära in ihrer nachreformatorischen Gestalt sei definitiv zu Ende. Irritationen, die aktuellen wie die strukturellen,würden diese Phase des Überganges noch beschleunigen.
Hohe Bereitschaft zur Rückkehr
Zwei Befunde erscheinen dabei von Belang zu sein: In der Umfrage sagen 85 Prozent, sie könnten auch ohne die Kirche an Gott glauben. Zulehner: "Es nehmen also nicht wenige ihren Glauben aus der Kirche mit hinaus.“ Ihr Austritt habe den Charakter eines Protests. Das belege ein weiteres Ergebnis: Die Bereitschaft, unter Umständen zurückzukehren sei bei jenen, die im letzten Jahr ausgetreten seien, mit bis 40 Prozent "erstaunlich hoch“. Die Untersuchung fragte nach den Umständen, die Rückkehr möglich machten. Die Antworten - Glaubwürdigkeit, Modernität - seien Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung der Kirche.
Jahrbuch für Politik, 2010
Herausgegeben von Andreas Khol, Günther Ofner, Stefan Karner und Dietmar Halper
647 Seiten, 37 Beiträge von 44 Autoren
Böhlau Verlag, Wien 2011, Ladenpreis: E 49,80 Präsentation:
Mittwoch, 13. April, 19 Uhr, Salzburg Congress
"Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“
Podiumsdiskussion mit: Karlheinz Kopf (Klubobmann), Ludwig Bauer (ATV-Vorstand), Wolfgang Langenbuche (Initiative Öff. Rundfunk) Veranstalter: ÖVP Salzburg, Politische Akademie