Er ist ein Schnelldenker, und eine rasche Sprechweise ist ihm eigen: Er sagt aber auch viel. Der polnische Historiker und Publizist Wladyslaw Bartoszewski feierte diesen Donnerstag (19. Februar) seinen 65. Geburtstag (24. April 2015; Anm.). [...] Bartoszewskis Augen lachen ständig, und er strahlt einen unverdrossenen Optimismus aus.
Das ist nicht selbstverständlich: die Deutschen brachten ihn ins Konzentrationslager Auschwitz, in der Ära des Stalinismus sperrten ihn die polnischen Landsleute ein, und als 1981 in Polen das Kriegsrecht proklamiert wurde, war der Gastprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Lublin wieder einer der ersten, die verhaftet wurden.
Im Krieg hat er in einer katholischen Widerstandsgruppe verfolgten Juden geholfen, und nach dem Krieg setzte er sich entschieden für die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen ein. "Es lohnt sich, anständig zu sein", das ist der Untertitel seines Buches "Herbst der Hoffnungen". [...]
In "Herbst der Hoffnungen" schreibt er: "Ich wollte nicht sterben in Polen, aber ich wollte auch nicht leben um jeden Preis. Leben um jeden Preis ist eine Schande."
Auf diesen Satz hin wird Bartoszewski oft angesprochen, und er steht dann nicht an, die Parole "Lieber rot als tot" als eine der gefährlichsten und törichtesten zu kritisieren. Nr. 8 /20. Februar 1987
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