Unaufhaltsame Dynamik

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Das Kirchenvolk war rasch mit einem Kirchenwitz zu Stelle, als zum Auftakt des Delegiertentags in Salzburg die plötzliche Erkrankung von Kardinal Schönborn bekannt wurde: "Das hat schon seine Richtigkeit - das Lehramt ist gegen die Leihmutterschaft, also muß Bischof Weber das Kind austragen." Johann Weber, Vater, Mutter und Pate des "Dialogs für Österreich", hat ein gesundes, kräftiges Baby zur Welt gebracht: eine reife Leistung, der alle lange verdienten Beifall klatschten.

Vorspruch und Wegbegleitung der Medien waren teilweise schrill: fromme Selbsttäuschung, Motor auf Standgas und ähnlich lautende Kommentare. Aber kein Mensch hatte geglaubt, daß eine solche Veranstaltung das Kirchenrecht ändern würde. Es war ein Anstoß, ein Schrittmacherdienst für das, was kommen muß und kommen wird und, sofern es ohnehin schon da ist (z.B. Geschiedenenpastoral), nicht mehr versteckt zu werden braucht.

Jetzt ist jenseits aller Zweifel klar: Die Erneuerungswünsche kommen aus der Herzmitte der Kirche, nicht von radikalen Rändern, und es gibt keinen organisierbaren, sondern nur noch einen vielfach gutgemeinten, aber hilflosen Widerstand dagegen: Praktisch alle Reformanliegen wurden mit drei Viertel und mehr Stimmen für wichtig erklärt. Dem können die Bischöfe sich nicht länger entziehen. Die Eigendynamik dieser Entwicklung wird auch die letzten Bremser nicht mehr ungeschoren lassen.

Den Ankurblern, denen dieser Durchbruch zuzuschreiben ist, sei Dank: den mutigen Bischöfen Stecher und Krätzl, dem gütigen und weisen Katalysator Weber, dem klugen Diplomaten Schönborn - und nicht zuletzt den (ungewollten) Auslösern Groer und Krenn. Dem Kirchenvolks-Begehren und der Katholischen Aktion, die rechtzeitig die Initiative an sich riß, gebührt Anerkennung für Weitblick und Courage.

Jetzt ist der Schwarze Peter bei der Bischofskonferenz, die sich nächste Woche daheim zusammenstreiten und übernächste nach Rom reisen muß. Gefragt ist nun die Vermittlungskompetenz Schönborns, dem auch aus diesem Grund baldige Genesung zu wünschen ist.

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