Benedikt XVI. kommt nach Österreich. Auch dieser Papstbesuch ist ein Markstein in den kirchlichen Entwicklungen des Landes.
Zum vierten Mal innerhalb eines Vierteljahrhunderts besucht ein Papst Österreich. Wahrscheinlich gibt es kaum ein Land wie Österreich, an dem sich die kirchlichen Entwicklungen und Verwerfungen dieser Zeitspanne gerade an diesen vier Papstbesuchen als Marksteine festmachen lassen.
1983, als Papst Johannes Paul II. Österreich zum ersten Mal bereiste, kam er im Rahmen eines Katholikentages nach Wien (mit einem kurzen Abstecher nach Mariazell), bei dem sich die österreichische Kirche in vielfältiger Buntheit - von konservativ bis "linkskatholisch" - sowie in großer Gläubigenzahl präsentierte. Bezeichnend für diesen Katholikentag, der den letzten Höhepunkt der Ära Kardinal Königs darstellte, war, dass er von den großen Laienorganisationen - allen voran der Katholischen Aktion - konzipiert und gestaltet wurde. Solche Selbständigkeit, die sehr wohl in enger Kooperation mit den Bischöfen ausgeübt wurde, kam den Laien in Österreichs Kirche seither nicht mehr zu. Politisch prophetisch war auch die europäische Ausrichtung dieses Katholikentags - über den Eisernen Vorhang hinweg: Bei der "Europavesper" am Wiener Heldenplatz standen die Kardinäle Lustiger (Paris), Kuharic (Zagreb), Meisner (damals (Ost-)Berlin) und Macharski (Krakau) zeichenhaft für ein geeintes Europa, das sich damals kaum einer erträumte.
Zwei Jahre nach der Wende
Fünf Jahre später, 1988, kam Johannes Paul II. zum zweiten Mal. Da hatte die große, von oben verordnete Kirchenwende längst begonnen, seit zwei Jahren amtierte Hans Hermann Groër auf dem Wiener Erzbischofsstuhl. Diesmal besuchte der Papst fast alle Diözesen - und fand eine erst zum Teil verstörte Ortskirche vor. Als Zeichen blieben sein Besuch in Mauthausen im Gedächtnis oder der Gottesdienst im burgenländischen Trausdorf, wo - der Eiserne Vorhang war schon löchrig - erstmals viele Gläubige aus dem nahen Ungarn teilnehmen konnten.
Jahr und Ende des Dialogs
Zehn Jahre später, 1998, war der schon von Krankheit gezeichnete Papst zum dritten Mal in Österreich. Die Affäre Groër schlitterte in diesem Jahr einem neuen Höhepunkt zu, eine überwältigende Strömung unter den Katholiken sympathisierte mit den Kirchenvolks-Begehrern, und der St. Pöltner Bischof Kurt Krenn war auf dem Höhepunkt seiner Polarisationskraft. Johannes Paul II. ermutigte Bischöfe und Gläubige zum Dialog. Selbiger fand als "Dialog für Österreich" im gleichen Jahr mit klaren Voten einer Delegiertenversammlung für moderate Kirchenreformen (Überdenken des Zölibats der Priester, Öffnung des Diakonats auch für Frauen) statt - ohne dass die Forderungen Eingang in die wirkliche Diskussion an der Kirchenspitze gefunden hätten.
Pilger-, nicht Pastoralreise
Von kirchlichen "Reformen" ist neun Jahre später keine Rede mehr. Auch das Programm des Besuchs von Benedikt XVI. trägt dieser Tatsache Rechnung: eine Pilgerfahrt nach Mariazell, das sein 850-Jahr-Jubiläum begeht, ein geistliches und weniger ein pastorales Ereignis oder eine politische Prophetie wie 1983. Erwartungen an die Teilnehmerzahlen sind entsprechend gering. Die Rahmenbedingungen des Besuchs 2007 scheinen somit klar abgesteckt. Die Neugierde des Beobachters wird darauf gerichtet sein, welche konkreten Akzente dieser Papst dabei setzen wird. Dass dessen ungeachtet ein Dialog der Kirchenleitung mit der Ortskirche von Österreich dringlich ist, das haben nicht zuletzt die Wortmeldungen der letzten Tage - von "Wir sind Kirche" bis zur "Pfarrerinitiative" rund um Helmut Schüller - klargemacht.
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