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VON NEUEN BÜCHERN

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Die Psychologie und das Leben. Von Peter

R. Hofs tat tei. Humboldt-V erlag, Wien- Stuttgart 287 Seiten.

Der Verfasser hat sich schon durch sein ausgezeichnetes Buch .Einführung in die Tiefenpsychologie (Band 1 der Reihe .Erkenntnis und Besinnung“, Braumüller, Wien 1948) einen guten Namen gemacht.'

Das jetzige Werk enthält eine fast erdrük- kende Fülle von Tatsachen und ist eine Auseinandersetzung mit den wesentlichen Problemen der Psychologie. Verfasser geht davon aus, wie sehr diese Wissenschaft selbst „problematisch ist. Er bedient sich vorwiegend der Sprache der Existentialphilosophie, was bei der Fülle des Materials nicht immer der Klarheit dient. Verfasser verschließt sich aber nicht der Erkenntnis, daß der Existentialismus eine Ideologie darstellt, die dem mittelalterlichen „Ordo -Gedanken diametral entgegensteht (S. 110) i er führt aus, daß die Gedankengänge des Existentialismus das Luthertum glatt überrannt haben und sich allmählich auch in den katholischen Kosmos einschleichen (S. 108). Mit Gedanken solcher Art wird die Frage nach der weltanschaulichen Fundierung in der Wissenschaft aufgerollt. Hofstätter distanziert sich eindeutig von der bisherigen Anschauung der positivistischen Wissenschaft, daß Fragen solcher Art mit der Wissenschaft nichts zu tun haben, daher .unwissenschaftlich seien; er bekennt 6ich — zumindest für den Bereich der Psychologie — zu der Auffassung, daß die Fragen der .religio“ für die Wissenschaft wesentlich und grundlegend sind; es gibt daher nicht .die Psychologie schlechthin, sondern es gibt 60 viele .Psycholognen", als es Antworten auf die grundlegenden Lebensfragen gibt. Damit hat Hofstätter sich zu einer universalistischen Betrachtungsweise der Psychologie bekannt, und diese Tatsache verdient festgehalten zu werden; einmal, weil sie von dem jungen Forscher noch Bedeutendes erhoffen läßt, zum ändern, weil sie zeigt, wie weit die universalistische Wis6enschaftsauffaseung in unaufhaltsamem Fortschritt den Positivismus bereits zurückgedrängt hat.

Univ.-Prof. DDDr. Albert Niedermeyer

ErzlehungssdrwierlgkeUen. Ein Handbuch für Eltern und Erzieher .schwieriger Kinder . Von Franz Mayröcker. Band 13 der Hippolyth-Bibliothek, Hippolyth-Verlag, St.-Pölten-Wien 1951 168 Seiten.

Ein Buch, das zu seiner Bewältigung sowohl vom Verfasser als auch vom Leser ein Höchstmaß an medizinischen Kenntnissen verlangt, wenn es seinen Zweck erfüllen soll. Vor allem der Stoff des ersten Teiles bedürfte zu seiner Aufhellung eines prägnanteren Stils, oa es 6onst nicht nur zu Mißverständnissen kommen, sondern das Auszusprechende förmlich in 6ein Gegenteil verkehrt werden kann. Ebtaso muß es verwirren, wenn Pubertät zwischen Veitstanz und Schwachsinn als Ursache der Erziehungsschwierigkeiten aufscheint. Definitionen sind oft — wohl mit Absicht — 6ehr vereinfacht, verlieren aber dadurch an Prägnanz. Was über Psychoanalyse und Individualpsychologie gesagt wird, ist in dem beschränkten Raum, der zur Verfügung steht, viel zu unvollständig, um gefahrlos dem Laien vorgelegt werden ziu können, auch wenn der Verfasser immer wieder darauf hinweist, daß Heilmethoden, die auf diesen speziellen Richtungen der Psychologie aufbauen, nur vom Fachmann ausgeführt, Erfolg bringen können. Am meisten werden Eltern vom letzten, praktischen Teil haben, in dem der Verfasser Beispiele und Erfahrungen aus seiner langjährigen Erziehertätigkeit berichtet. Leider gibt es auch hier einige sehr problematische Stellen. Vor allem ist die Welt (auch die der fortschrittlichen Erzieher) über Ellen Keys .Jahrhundert des Kindes in 6einen Extremen längst hinaus, und e6 mutet seltsam an, wenn zitiert wird: .Schule erzeugt kollektive Verdummung, durch den starken Meinungsdruck, den die Herde ausübt. Die Furcht vor der allgemeinen Meinung wird in die empfindlichen Kinderherzen gelegt. Abweichungen in der Kleidung und im Geschmack werden schonungslos kritisiert“ — Im ganzen fehlen dem Buch Klarheit und Systematik. Ein Handbuch, als das e6 angekündigt ist, kann es daher nicht genannt werden.

Anna Maria Kretschmer

Vorlesung znr Einführung ln die Psychoanalyse. Von Sigmund Freud. Kleinoktav- auegabe, elfte Auflage. Imago Publishing Co, London 1950. 409 Seiten.

Diese klassische Zusammenfassung der Lehre Sigmund Freuds verdient unbedingt ihre elf Auflagen. Keiner, der sich ernstlich mit der tiefenpsychologischen Problematik auseinandersetzen will, kann an diesem Buch vorübergehen. Das Buch wurde 1917 geschrieben. Damals war die Tiefenpsychologie noch mitten im Kampf um Ihr wissenschaftliches

Existenzrecht begriffen. Heute ist da6 anders geworden Die Tiefenpsychologie hat sich entwickelt Und doch war ihre Entwicklung seit damals keineswegs eine konsequente Entfaltung, Daher mag es kommen, daß Freuds Vorlesungen keineswegs als so veraltet zu betrachten sind, wie man vermuten könnte. Die Schulen Adlers und Jung6 haben nicht einfach das Werk Freuds fortgesetzt, sie haben statt dessen ihr eigenes danebengesetzt Daher kommt es nun, daß Freuds Buch nur wenig von seiner damaligen Aktualität verloren hat.

Freuds Vorlesungen vermögen also auch heute noch unsere Bewunderung zu erwecken. Er beginnt in einem ersten Teil mit den Fehlleistungen, geht darauf im zweiten zu Komplizierterem. dem Traum, über, und bringt zuletzt in einem dritten Teil die allgemeine Neurosenlehre Die beiden eisten Teile sind zweifellos die konsequenteren und bündigeren, während der dritte Teil demgegenüber abfällt. Zwar sind auch hier geniale Ideen vorhanden, wie das Trauma der Geburt und anderes. Trotzdem aber kann man bemerken, daß gerade hier angesetzt werden muß, soll die Psychoanalyse nicht stagnieren.

Alles, was wir bisher Positives sagen konnten, darf uns aber nicht davon abhalten, nun auch ein kritisches Wort zu sagen. Wenn wir uns überlegen, was von dem Buch bleiben wird, dann können wir sagen: sehr viel, und doch auch wieder wenig. Wie nämlich im Bereiche der Naturwissenschaft durch neue Tatsachen, die in den Blickpunkt treten, umfassende Änderungen der Gesamtauffassung nötig werden, während gerade die Einzellehren bleiben, so wird auch die Psychoanalyse dem gleichen Schicksal nicht entgehen. Was längst nämlich überholt i6t von der Zeit, ist das weltanschauliche Apriori Freuds, die mechanistisch-materialistische Grundauffassung, die antireligiöse, besonders antichristliche Tendenz, die in diesem Buch im Hintergründe bleibt, aber dennoch spürbar ist. Ein Zeitgeist verengte Freuds .Horizont. Nunmehr werden die Beziehungsschemata Freuds umzuwerten 6ein. Die Einzelheiten und Detail werden bleiben, aber gerade das weltanschauliche Substrat wird fallen müssen. Sicher ist, daß der, der über Freud hinaus will, nicht einfach neben ihm anfangen darf, sondern durch ihn hindurch muß. In diesem Sinn ist Freud auch heute noch aktuell. Er wird ein Markstein in der Entwicklung des Menschengeistes bleiben, auch wenn gerade sein weltanschauliches Apriori längst liquidiert 6ein wird.

Die Rechtsanwaltsordnung. Band XX der Manzschen Großen Ausgaben österreichischer Gesetze. Herausgegeben von Dr. Otto Leonhard und Dr. Viktor Heller. Verlag Manz, Wien. 436 Seiten.

Seit längerer Zeit ist die 1933 erschienene

Große Ausgabe der Rechtsanwaltsordnung vergriffen. Alle Interessenten werden daher die Neuauflage nach dem Stande vom Oktober 1951 freudig begrüßen. Der Inhalt des Bandes wurde gegenüber der vorhergehenden Auflage wesentlich erweitert; insbesondere wurden die Vorschriften gegen die Winkel- schreiberei, das Standesrecht der Verteidiger in Strafsachen sowie die Geschäftsordnungen aller Rechtsanwaltskammem und Diszipli- narräte aufgenommen. (In der Ausgabe vom Jahre 1933 waren nur die Geschäftsordnungen der Wiener Rechtsanwaltskammer und des Wiener Di6ziplinarrates enthalten!) Die Verfasser haben nicht nur die einschlägige veröffentlichte Judikatur lückenlos — wie durch zahlreiche Stichproben fe6tgestellt wurde —, sondern auch zahlreiche bisher nicht veröffentlichte Entscheidungen verarbeitet. Dem Werk, für dessen Qualität die Namen der beiden Verfa66er bürgen, ist weiteste Verbreitung zu wünschen.

DDr. Robert D i ll r l c h

Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. — Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel. — Von Stefan George Erschienen bei Helmut Küpper, vormals Georg Bondi, Godesberg (München und Düsseldorf). 127 Und 95 Seiten.

Die Gesamtausgabe der Werke Stefan Georges i6t 6eit Jahren vollständig vergriffen, nur ab und zu tauchte in Buchhandlungen ein Band von „Das neue Reich auf, im übrigen war man auf die Antiquariate angewiesen. Nun gibt der Küpper-Verlag, in kleinerem Format und zu volkstümlichen Preisen, nach dem Wortlaut der endgültigen Fassung und nach der vom Dichter bestimmten Anordnung, die Werke in Einzelausgaben heraus. Leider fehlen die der blauleinernen Gesamtausgabe beigegebenen Bildnisse und Handschriftproben. In der Ausstattung dieser volkstümlichen Gesamtausgabe (Kartonband, St.-G.- Sdirift) liegen außer den im Titel genannten die folgenden Bände vor: Die Bücher der Hirten und Preisgedichte, Das Jahr der Seele, Der Siebente Ring, Der Stern des Bundes und Das Neue Reich. Dr. H. A. Fiechtner

Klosterneuburg. Kulturgeschichte eine6 österreichischen Stiftes (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien. Geleitet von Richard Kurt Donin). Von Vinzenz Oskar Ludwig. Verlag Brüder HolLinek, Wien 1951. 322 Seiten mit reichem Bildanhang. Ganzleinen S 80,—.

.Wenn die Geschichte die geistige Form ist. In der sich eine Kultur über ihre Vergangenheit Rechenschaft gibt (J. Huizinga), so gilt das vornehmlich für die Kulturgeschichte der Babenbergerstiftung, die hier, gegliedert in vier Teilen, aus berufener Feder geboten wird. Zweifelsohne haben neben den Benediktinern und Zisterziensern die regulierten Chorherren in der Frühzeit das Antlitz Österreichs in

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