Warum der Papst in der größten Moschee Südostasiens betet
Franziskus besucht innerhalb von zwölf Tagen Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Die Reise, die dem gesundheitlich angeschlagenen 87-Jährigen noch vor einem Jahr keiner zugetraut hätte, fokussiert bewusst auf den Dialog mit dem Islam. Eine Analyse.
Franziskus besucht innerhalb von zwölf Tagen Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Die Reise, die dem gesundheitlich angeschlagenen 87-Jährigen noch vor einem Jahr keiner zugetraut hätte, fokussiert bewusst auf den Dialog mit dem Islam. Eine Analyse.
Wenn am 13. September die bislang längste Reise seines Pontifikats endet, wird Papst Franziskus fast 33.000 Kilometer zurückgelegt haben. Zwölf Tage lang war der 87-Jährige in Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur unterwegs, auf einer Reise, die ihm noch vor einem Jahr aufgrund seines Gesundheitszustands kaum ein Beobachter zugetraut hätte. Derzeit wirkt Franziskus – kurz vor dem Start der Weltbischofssynode im Oktober in Rom – hingegen so fit wie lange nicht mehr. Neben Begegnungen mit den jeweiligen Staats- und Kirchenspitzen und Menschen am Rande der Gesellschaft standen die Beziehungen zum Islam im Fokus – vor allem im größten muslimischen Staat der Welt, Indonesien. Etwa 87 Prozent der Bevölkerung sind dort Muslime, also mehr als 191 Millionen Menschen.
Wie kein anderer Papst zuvor setzt sich Franziskus für eine intensive Verständigung mit der islamischen Welt ein. Seit Jahren gilt etwa Großscheich Ahmed al-Tayyeb als einer der wichtigsten Ansprechpartner für den Papst in der islamischen Welt. Mit dem ägyptischen Islamgelehrten unterzeichnete Franziskus 2021 das vielbeachtete Dokument „Über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, kurz auch als „Abu-Dhabi-Abkommen“ bekannt. Auf seine Pastoralreise nach Südostasien stand er gleich zum Beginn einem gemeinsamen Friedensgebet mit Vertretern aller staatlich anerkannten Glaubensrichtungen in der Istiqlal-Moschee in Jakarta, dem größten muslimischen Gotteshaus Südostasiens, vor. Die 1975 errichtete Moschee bietet mehr als 120.000 Menschen Platz.
Moderater Islam
Der Zeitpunkt des Besuchs scheint dabei nicht zufällig gewählt: Aufgrund geopolitischer Entwicklungen, insbesondere des Aufflammens des Konflikts im Nahen Osten, ist das Gespräch mit dem Islam auch in Indonesien nicht leichter geworden. Dieser gilt in dem Inselstaat zwar als gemäßigt, und unter dem Credo „Einheit in der Vielfalt“ erkennt der Staat neben dem Katholizismus auch den Protestantismus, Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus an. Das Judentum zählt aber nicht dazu, Antisemitismus ist weitverbreitet.
In den vergangenen Jahren haben auch in dem Inselstaat radikalislamische Gruppierungen an Einfluss gewonnen, was auch die Politik beeinflusst. Regelmäßig kommt es zu Verurteilungen wegen angeblicher Gotteslästerung. Eine Verschärfung des Anti-Blasphemie-Gesetzes soll 2026 in Kraft treten. Der neugewählte Präsident Prabowo Subianto sucht gezielt die Nähe zu konservativen Islamlehrern, aus Zeiten der Suharto-Diktatur werden ihm Mitverantwortung für schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Zusammengetroffen ist Franziskus aber mit dem noch bis Oktober amtierenden Staatsoberhaupt Joko Widodo. Der dankte dem Papst jedenfalls öffentlich für dessen Aufmerksamkeit für Palästina.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!