Was polen nicht gut tut

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In beinahe jeder Furche-Ausgabe der letzten Wochen war es - in dieser Kolumne oder anderswo - Thema: das polnische Medienimperium des Redemptoristenpaters Tadeusz Rydzyk - Radio Maryja, die Tageszeitung Nasz Dziennik und der TV-Sender Trwam. Zuletzt hatten führende katholische Intellektuelle des Landes Maßnahmen gegen den Sender gefordert. Was dann eingetreten war, kann einem die Zornesröte ins Gesicht treiben: zuerst wurde der Ball zwischen dem Generaloberen der Redemptoristen und dem polnischen Provinzial des Ordens hin und her geschoben, bis letzterer, Pater Zdzisaw Klafka, nicht etwa gegen Rydzyk vorging, sondern seine Gegner und die Medien, die den Radio-Maryja-Chef und seine Ideologie anprangern, beschimpfte.

Als Katholik muss man sich einmal mehr darüber echauffieren, dass Unsäglichkeiten von rechts von Mutter Kirche vielleicht bedauert, aber letztlich doch geduldet werden. Und - man nehme nur das Beispiel der Lefebvrianer, denen Rom gar nicht weit genug entgegen kommen kann - wenn solch Unsägliches lang genug währt, gehört es bald zum Mainstream.

Das ist das Empörende auch am gegenständlichen Fall: (Rechts-) Katholizismus als politische Bewegung sollte längst ausgedient haben, und Antisemitismus, dessen Rydzyk und seine Mannen schon x-mal überführt wurden, darf es in der Kirche niemals wieder geben. Leider belehren die polnischen Vorgänge, dass all diese Selbstverständlichkeiten ein frommer Wunschtraum bleiben.

Dass polnische Medien dieser Tage Rydzyks Imperium auf 240 Million Zoty (77 Millionen Euro) taxierten, zeigt, dass das Medienkonglomerat, das der populistisch politisierende Priester zusammengerottet hat, bereits ein ordentlicher Wirtschaftsfaktor ist. Ultrakatholische Medien- und Wirtschaftsmacht - das ist das Letzte, was Polen zur Zeit gut tut. Otto Friedrich

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