Wegmarken eines Gerechten

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"Wir sind auf gefährlichem Boden, wenn wir meinen, ein Individuum, eine Nation oder eine Ideologie hätten ein Monopol auf Wahrheit, Freiheit, Menschenwürde."

Erstaunliche Worte eines Politikers, formuliert noch dazu in einer Zeit des großen Gegensatzes zwischen West und Ost unter dem Eindruck krisenhafter Entwicklungen in weiten Teilen der Welt. Islamistischer Terror und fragwürdige Auswirkungen des Kampfes gegen den Terrorismus zeigen: diese Worte sind aktuell bis heute. Ausgesprochen hat sie Dag Hammarskjöld, schwedischer Diplomat, der als un-Generalsekretär 1961 beim Absturz seines Flugzeuges bei Ndola (Sambia) ums Leben kam. Die näheren Umstände des Unglücks sind ungeklärt.

Hammarskjöld stammte aus einer alten schwedischen Offiziers- und Beamtenfamilie. Von den väterlichen Vorfahren hatte er das Ideal des selbstlosen Dienstes geerbt, von der Mutterseite eine tiefe mystisch geprägte evangelische Frömmigkeit. Seine letzte Lektüre war die "Nachfolge Christi" des Thomas von Kempten. Aus diesen Wurzeln wuchs ihm die Kraft zu, sich bis zum Äußersten für seine Aufgabe, insbesondere für den Frieden einzusetzen. Nach seinem Tod fand man "Vägmarken", seine persönlichen Aufzeichnungen, die auf Deutsch als "Zeichen am Weg" veröffentlicht wurden. Es war eine Überraschung: Der nach außen kühl und pragmatisch wirkende Politiker war zugleich eine spirituell und dichterisch tief durchdrungene Persönlichkeit gewesen.

Heute würde die Welt mehr solcher Politiker und Politikerinnen brauchen, die nicht entweder bloße Technokrat/innen der Macht sind oder aber ihren Glauben als peinliche öffentliche Selbstdarstellung leben.

Vor hundert Jahren, am 29. Juli 1905, wurde Dag Hammarskjöld geboren.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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