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Die Stimme der Frauen in der Kirche ist laut, und das seit 60 Jahren. Die Katholische Frauenbewegung feiert Geburtstag.

Gehilfin, Ergänzung ist sie, die zweite Hälfte des Menschen, ohne sie gibt es keine Vollendung. Wenn der Mann die Krone der Schöpfung ist, so ist die Frau die Krone des Mannes." Diesen Satz prägte Berta Wolf, erste Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö). Mittlerweile sind 60 Jahre vergangen und auch das Frauenbild hat sich gewandelt. Die "Gehilfinnen der Priester" emanzipierten sich. "Wir sind ein selbstbewusster Teil der Kirche", sagt Margit Hauft, Vorsitzende seit 2000.

Die Katholische Frauenbewegung wurde 1947 am Christi Himmelfahrtsfest in Maria Plain, Salzburg, gegründet. "Heute zählen wir rund 200.000 Mitglieder", ist Hauft stolz. Mit dieser Zahl kann sich die kfbö damit brüsten, die größte Teilorganisation der Katholischen Aktion und die stärkste auftretende Frauenbewegung des Landes zu sein.

Gleichberechtigung

Frauen müssten in manchen Bereichen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen oftmals mehr Energie und Geduld aufbringen, um etwas zu erreichen. Das sei auch in der Kirche der Fall. "Es ist einfach wichtig, nicht leise zu sein", sagt Hauft. "Uns geht es darum, gehört zu werden und in Erscheinung zu treten", fügt die 57-Jährige hinzu. In der katholischen Kirche haben Frauen und Männer noch lange nicht dieselben Privilegien. Das wäre ein großes Ziel der kfbö. "Wir wollen eine geschwisterliche Kirche, in der jede/r das machen kann, was sie/er will", sagt Eva Finsterböck, kfb-Vorsitzende des Vikariats Wien-Nord. Geschwisterlich bedeutet, dass Frauen dieselben Aufgaben ausüben dürfen wie Männer. Und dazu gehören auch die Weiheämter. "Zum Beispiel gibt es bei uns mehr weibliche Laien, die Wortgottesfeiern abhalten, als Männer", sagt Gabriele Treschnitzer, Vorsitzende der kfb-Salzburg. "Warum also sollten Frauen nicht zur Weihe zugelassen werden", fragt sich die Theologin.

Um die festgesteckten Ziele zu erreichen, gehört eine gehörige Portion an Aufmüpfigkeit und ein Quäntchen Provokation dazu. "Wenn ich in einem Bereich eine Vorreiterrolle einnehme, dann bin ich ein Störenfried", sagt Hauft. Auch Treschnitzer, die sich selbst als frech bezeichnet, nimmt sich kein Blatt vor den Mund. "Es kann schon sein, dass mich der Herr Bischof zu sich ins Büro ruft", schmunzelt die Salzburgerin. "Aber die Bischöfe schätzen uns sehr", sind sich die beiden Frauen einig. Es finden regelmäßige Treffen und ein reger Austausch zwischen den hohen Amtsträgern und der kfbö statt.

Imageprobleme

"Das Wort katholisch ist oft negativ behaftet", sagt Eleonore Bayer, Pressereferentin und Redakteurin bei Welt der Frau, der Zeitschrift der kfbö. Vorurteile und Klischees seien allgegenwärtig. Nicht zeitgemäß, konservativ … "Viele bilden sich eine Meinung, ohne sich mit der Organisation beschäftigt zu haben", sagt Hauft. "Dafür ist unser Ruf in der Kirche ein ganz anderer", bemerkt Elfriede Laichmann, Vorsitzende der kfb-Wien-Stadt. Kirchenintern gelten die Damen als Unruhegeister, die sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Von der breiten Öffentlichkeit wird die Bewegung aber immer wieder in eine bestimmte Schublade gesteckt. "Darum ist es wichtig, aufzutreten und zu zeigen, dass wir da sind", ist sich Hauft sicher. Spezielle Zielgruppen werden nicht ins Auge gefasst. "Wir wollen für jedes Alter etwas bieten". Realität ist aber, dass es schwer fällt, junge Frauen zu erreichen. "Für viele meiner Studentinnen ist die kfb zu konservativ", gibt Treschnitzer zu, die in Salzburg das Theologinnen- und Theologenzentrum leitet. Von Seiten der kfbö werden Schritte unternommen, um das verstaubte Image ein für alle Mal hinter sich zu lassen. In Wien gibt es zum Beispiel den Arbeitskreis für junge Frauen. "Wenn die Leute uns kennen lernen, sehen sie, dass wir ganz und gar nicht konservativ sind", stimmen alle zu.

Die kfbö will den Frauen vermitteln, selbstbewusst zu sein, in Eigeninitiative über ihr Leben bestimmen zu können. Dazu gibt es die Seminarreihe "Selbstbewusst Frau sein". Diese Botschaft tragen die Mitglieder auch über die Grenzen Österreichs hinaus. "In den letzten Jahren waren wir daran beteiligt, vor allem in osteuropäischen Ländern wie der Slowakei oder Ungarn Frauenbewegungen aufzubauen", sagt Hauft. Denn dort werde das "Katholische" noch wesentlich konservativer ausgelegt als bei uns. "Wir haben den Frauen klar gemacht, dass sie selbstbewusst und offen ihren Glauben leben können", erzählt die Vorsitzende.

Auch durch die Aktion Familienfasttag ist die kfbö in anderen Ländern der Erde vertreten. "Unser Hauptaugenmerk ist auf Asien und Lateinamerika gerichtet", sagt Beate Gratzer, Referentin für Entwicklungspolitik. Durch gemeinsames Teilen und einfache Speisen will man am Fasttag auf die Armut und Situation der Menschen in anderen Ländern aufmerksam machen. Zwischen Aschermittwoch und Karfreitag wird fleißig Suppe gegessen und Geld gesammelt. "Heuer werden ca. 2,4 Mio Euro im Spendentopf landen", vermutet Gratzer. Das endgültige Ergebnis steht noch nicht fest. Die Institution leistet vor allem entwicklungspolitische Arbeit. Selbsthilfe zur Selbsthilfe sei hier vorrangig. Rund 130 Projekte können mittels Spenden und Unterstützung von Organisationen wie Horizont 3000 finanziert werden. Bei Benefizveranstaltungen schenken österreichische Gourmetkünstler eigens vorbereitete Suppen aus, zum Beispiel die Vier-Hauben-Köchin Johanna Maier. Ein spezielles Rezept gebe es nicht. "Wir küren jedes Jahr vier Hauptsuppen. Aber im Grunde können alle ihre eigenen kochen", sagt Hauft.

Viel Arbeit, wenig Geld

Die Aktion Familienfasttag kommt nur zu Stande, weil viele Mitglieder ehrenamtlich mitarbeiten. "In der kfbö sind maximal 25 Frauen angestellt, großteils auf Teilzeit-Basis", erzählt die 30-jährige Beate Gratzer. Der Rest arbeitet ohne Bezahlung. "Ich komme fast auf eine 40-Stunden Woche", sagt Hauft, die ihre Position ebenfalls unentgeltlich ausübt.

Alle, egal ob angestellt oder nicht, setzen sich mit viel Herz und Engagement für die Bewegung ein. "Wir haben auch schon einiges erreicht, wenn man bedenkt, dass in den 80er Jahren noch keine Frauen in irgendwelchen kirchlichen Führungspositionen waren", sagt Bayer. Trotzdem gibt es auch weiterhin viel zu tun. Die Frauen scheuen es nicht, auch künftig ihre Stimmen zu erheben und ihre Verlangen zu artikulieren. "Es soll sich schließlich was rühren", sagt Hauft. Mit dieser Einstellung wird die kfbö am 2. Juni in Salzburg ihr Jubiläumsfest feiern. Beginn ist um 11 Uhr auf dem Kapitelplatz. Das Motto "Die Kraft ist weiblich" verrät schon einiges. Geballte Frauenpower vorprogrammiert. Na dann, happy Birthday!

Nähere Infos unter www.kfb.at

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