Weiter Kurs in Richtung Dialog

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Der Eisenstädter Bischof Paul Iby will in seiner Diözese wieder Wind in die schlaffen Segel des "Dialogs für Österreich" blasen.

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Der Eisenstädter Bischof Paul Iby will in seiner Diözese wieder Wind in die schlaffen Segel des "Dialogs für Österreich" blasen.

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Der Sturm fegt durch das Schilf am Ufer des Neusiedler Sees und rüttelt an dem kleinen Ausflugsdampfer, der unverdrossen Kurs in Richtung Mörbisch nimmt. "Wenn jemand hineinfällt, hol' ich ihn raus!", beruhigt Paul Iby, Diözesanbischof von Eisenstadt, und ergreift beherzt das Steuer. "Schließlich bin ich als Menschenfischer da!" Das Schiff tuckert fröhlich vor sich hin und schlingert ein bißchen hin und her. "Weiter links, Herr Bischof!" ruft jemand und alles lacht. An Bord herrscht trotz Nebel und Gegenwind Aufbruchsstimmung. Soeben hat das Unternehmen "Dialog für Burgenland" begonnen.

Paul Iby lädt mit seiner Crew - den Mitgliedern der Projektgruppe "Dialog für Burgenland" - zu einer Fortführung des "Dialogs für Österreich" ein. Im "Dialog für Österreich" hatten sich im Oktober vergangenen Jahres 300 Delegierte der katholischen Kirche in Salzburg getroffen und gemeinsame Stellungnahmen zu aktuellen Problemen der Kirche erarbeitet.

Diese Diskussionen sollen jetzt im Burgenland weitergeführt werden. "Wir möchten mit den Menschen unseren Pfarren in Kontakt treten und sie fragen: Was können wir tun, daß es euch gut geht?", wirbt Iby. Auch Menschen außerhalb der Kirche wolle man ein offenes Ohr schenken. "Wir wollen fragen: Wo drückt euch der Schuh? Wo gibt es Kritik an der Kirche?" Ein Anstoß für die ganze Kirche Österreichs könne dieses Projekt sein, sagt Iby und stößt mit seiner Mannschaft auf den "Dialog für Burgenland" an.

Dialog an der Basis "Dialogmüde bin ich keineswegs", versichert Iby. An der Basis sei der "Dialog für Österreich" vielmehr noch gar nicht richtig angekommen. Iby und seine Mannschaft haben bis Pfingsten 2001 einiges vor: Die Liste der möglichen Dialogpartner reicht von anderen Religionsgemeinschaften über politische Parteien und Verbände bis hin zur örtlichen Feuerwehr. Die Katholische Frauenbewegung will mit einem "Dialog-Info-Bus" durch das Burgenland touren.

Die Ergebnisse aller Gespräche werden in Voten festgehalten und an die Bischofskonferenz weitergeleitet. Iby: "Ich will gerne Postbote sein, auch in Rom. Wenn dieselben Voten immer wieder aus der ganzen Welt - aus dem Burgenland, aus Vorarlberg und aus Ozeanien - kommen, wird Rom diese Wünsche irgendwann zur Kenntnis nehmen müssen."

Inzwischen schaukelt das Schiff weiter über den Neusiedler See Richtung Mörbisch. Dort erwartet den Bischof - werbewirksam - der Dialogpartner des heutigen Tages: der Intendant der Seebühne Mörbisch, Harald Serafin. Er heißt den Bischof samt Mannschaft herzlich willkommen. Iby überreicht ihm den Brief von Papst Johannes Paul II. an die Künstler und Serafin gesteht, daß er immer schon ein Fan der katholischen Kirche gewesen sei. "Ich bin zwar evangelisch, aber als Künstler hat mich das Sinnlich-Emotionale der katholischen Kirche immer viel mehr angesprochen. Die Kirche ist ein Ort der Befreiung und der Ruhe. Wir brauchen den Draht zu Gott, und die Kirche ist der Mittler dazu. Daß der Bischof zu uns kommt, freut mich. Es bedeutet eine Aufwertung für uns Künstler!"

Während von der Seebühne leise Strauß-Melodien aus "Eine Nacht in Venedig" herüberwehen, stehen Heike Wittlieb und Christian Baumgärtel - in der Operette die Fischerin "Aninna" und ihr "Caramello" - ein bißchen ratlos herum. "Schön, daß sich die Kirche öffnen will", sagt Wittlieb. "Aber ich kenne mich als Deutsche in der österreichischen Kirche überhaupt nicht aus. Wir vertreten hier halt die Künstler. Genaueres weiß ich auch nicht."

Mittlerweile äußert Intendant Serafin bei Sekt und Brötchen auch Kritisches: Die Kirche müsse "Unmodernes und Störendes" wie die Nichtzulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten ablegen. Väterlich meint er: " Für uns Künstler wird sich durch diesen Dialog sicher nicht viel ändern. Aber der Kirche tut die Öffnung sehr gut. Sie hat heute soviele Probleme. Sie kommt zu uns und braucht unseren Zuspruch!"

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