Weltmeister im Spenden

Werbung
Werbung
Werbung

Im Überschwang des Stolzes auf eine so rasch zu Stande gebrachte, hohe Spendensumme wie im Fall der jüngsten Hochwasseropferhilfe ist die Rede von den Österreichern als von "Spendenweltmeistern" schon verständlich. Auch im Eifer der Werbung um weitere Spenden. Trotzdem empfehle ich einen etwas vorsichtigeren Umgang mit diesem Titel. Einmal abgesehen von der schwierigen Beweisbarkeit mangels verlässlicher Statistiken: Man müsste auch bei einem solchen "Meisterschaftsbewerb" auf die Start- und Chancengleichheit achten. Fairerweise dürften wir uns nur mit ähnlich wohlhabenden Ländern messen. Auch rückt ein kleines Land wie das unsere viel leichter zu einer nationalen Anstrengung zusammen. Noch dazu mit der Hilfe des einen großen nationalen Senders, der die gesamte politische und gesellschaftliche Prominenz zusammenzutrommeln vermag. Da kann schon Nachbar Deutschland nicht mehr mithalten.

Mehr als 226.000 Spendenzusagen über insgesamt mehr als 50 Millionen Euro sollen bei der ORF-Aktion "Hochwasser-Soforthilfe" eingegangen sein. Wenn wir weitere 100.000 annehmen, die auf andere Konten gespendet haben, und Mehrfach-spenden nicht berücksichtigen, kommen wir wahrscheinlich auf etwa sechs bis sieben Prozent der Wahlberechtigten, die aber im Schnitt rund 220 Euro (!) gespendet haben dürften. Die Spender-Zahl ist ein konstanter Erfahrungswert aus früheren, ähnlichen Aktionen. Übrigens dürfte es sich nicht selten jedes mal um dieselben Spender handeln. Die Spendentelefonisten wiederum haben uns erschüttert von auffallend vielen "kleinen Leuten" unter den Spendern berichtet, was die Spender-Analyse der Caritas ebenfalls bestätigt. Worauf ich hinaus will ? Dass die Spendenergebnisse, angesichts derer gern gesagt wird, die Österreicher seien Spendenweltmeister, von gar nicht so vielen und darunter wieder besonders vielen "kleinen Leuten" in diesem Land aufgebracht werden. Die im Verhältnis viel mehr geben, als die Ziffern ausdrücken. Auf sie sollten wir am meisten stolz sein.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung