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Wir brechen auf
„Aufruf zu einem Weg der gemeinsamen Hoffnung” -so betitelt soll der folgende Text zu Pfingsten in Weiz „verabschiedet” werden.
„Aufruf zu einem Weg der gemeinsamen Hoffnung” -so betitelt soll der folgende Text zu Pfingsten in Weiz „verabschiedet” werden.
Die Kirche befindet sich in einem epochalen Übergang. Um die Chance zur Erneuerung zu nützen, die in diesem Übergang steckt, verpflichten wir uns, folgendes zu leben:
1. Wir wollen aus einer lebendigen Beziehung zu Gott unser Leben und Zusammenleben gestalten. Gott ist es, der seine Kirche baut (Ps 127,1). - Wir möchten als Kirche ein Moment an der heilenden „Reich-Gottes-Bewe-gung” Jesu sein. Deshalb möchten wir uns besonders mit all jenen zusammenschließen, die Gott in der Welt und in ihrem Leben aufspüren wollen. Kirche möchten wir erleben als Weggemeinschaft, die eine Ahnung hat von der Suche nach Gott.
2. Als Kirche leben wir mit und für Benachteiligte, Randgruppen, Minderheiten, im Leben zu kurz Gekommene. - Wir wehren uns dagegen, daß immer mehr Menschen selbst in reichen Gesellschaften überflüssig werden und in Gefahr geraten, „entsorgt” zu werden: Sterbende, Ungeborene, Behinderte, Arbeitslose, Kranke und Alte. Wir wollen in Gottes Art „Aug und Ohr sein” für die vielen leidenden Menschen. Denn wir wissen auch Gott auf ihrer Seite (Ex 3,7-10).
3. Das Unrecht gegenüber der sogenannten Dritten Welt ist uns ein Stachel im Fleisch. - Wir wollen uns für Frieden und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
4. Die Bewahrung der Schöpfung ist uns ein brennendes Anliegen. — An unserem Handeln soll sichtbar werden, daß es uns um die großen Überlebensfragen der Menschheit geht.
5. In der Gemeinschaft des Volkes Gottes haben alle die gleiche Würde. - Mann oder Frau, Laie oder Kleriker; es gibt nur Berufene und keine Unberufenen. Alle sind gleich viel wert.
6. Offenheit und Dialogbereitschaft sind Wesensmerkmale unserer Kirche. - Jesus selbst hat gesagt (Joh 18,20): „Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Nichts habe ich im geheimen gesprochen.”
7. Wir wollen am Leben unserer Kirche teilnehmen und sie mittragen. - Wir wissen, daß ohne uns die kirchlichen Gemeinschaften ärmer sind und ihre Aufgaben immer weniger erfüllen können. Zeit, Phantasie, Kritik und Freude, wollen wir einbringen. — Entscheidungen sollen nur unter Beteiligung der von der Entscheidung Betroffenen gefällt werden.
8. Unsere kirchlichen Gemeinschaften sind offen für alle Lebensformen. - Singles, Alleinerziehende, Wiederverheiratete, Geschiedene, Familien ... - Besonders die Familien möchten wir fördern, damit sie in der heutigen Zeit gelingen können. In unseren kirchlichen Gemeinschaften kann sich daher - wie vor Gott - jede und jeder sehen lassen, vor jeder Leistung und in aller Schuld.
9. Wir wollen eine neue Streit- und Konfliktkultur entwickeln. - Konflikte belasten nicht nur, sie können auch gute Früchte bringen. Die Regeln der Konfliktbewältigung aus der Matthäusgemeinde (Mt 18,15-18) gilt es, wieder zu beleben.
10. Das kirchliche Amt ist für uns ein unersetzlicher Dienst an der Gemeinschaft. - Es ist eine schwere Verantwortung in und für die Kirche. Deshalb wünschen wir uns Amtsträger mit Leitungskompetenz, die erfahrene, für das Evangelium gewinnende Seelsorger sind und denen die Kirchenmitglieder vertrauen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, dem Kirchenvolk mit starken Visionen voranzugehen (1 Sam 3,1-10) und dabei die Schwestern und Brüder zu stärken (Lk 22,32). - Wir halten es für dringlich erforderlich, daß in der Katholischen Kirche Österreichs wieder eine breite Gesprächsbasis zwischen den Bischöfen und dem Kirchenvolk hergestellt wurde und schlagen deshalb eine Österreichsynode vor.
Unsere Brüder, die Bischöfe, laden wir herzlich ein, sich unserer Pfingstvision anzuschließen.
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