"Wir sprechen das Herz der Menschen an“

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Die Dreikönigsaktion wird seit 1954 von der Katholischen Jungschar durchgeführt. Jährlich sammeln 90.000 Sternsinger in ganz Österreich für über 600 Auslandsprojekte. In Österreich ist die Dreikönigsaktion die größte jährlich stattfindende Hilfsaktion.

Die Furche: Die Philippinen sind das Schwerpunktland der aktuellen Dreikönigsaktion. Was hat sich durch den Taifun "Washi“ verändert?

Erwin Eder: Bis jetzt ist es kaum möglich, das zu sagen. Die Schadenserhebungen werden noch lange dauern. Einige Projekte in Küstennähe dürften betroffen sein, derzeit sieht es aber so aus, als wären die Schäden nicht sehr groß.

Die Furche: Planen Sie, nun nach der Flut direkt zu helfen?

Eder: Wir sind keine Katastrophenhilfsorganisation, aber in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden werden wir sehen, wo wir uns einbringen können. Auch hier geht es aber um langfristigen Aufbau, aufgrund der Umstände können wir aber noch nichts Genaueres planen.

Die Furche: Was sind Ihre konkreten Projekte auf den Philippinen?

Eder: Auf den Philippinen müssen viele Kinder arbeiten, statt in die Schule zu gehen. Viele werden in die Prostitution gezwungen. Sternsingerspenden unterstützen das Projekt SPCC, das Frauen und Kindern dabei hilft, der Armut und Gewalt zu entkommen. Das zweite Projekt ist CERD. Hier werden einheimische Fischerfamilien unterstützt. Man gibt den Kindern Zugang zu Bildung und hilft den Familien, an sauberes Trinkwasser zu gelangen, und unterstützt sie bei der Aufforstung schützender Mangrovenwälder an der Küste. 2010 konnten wir diese Projekte mit 1,05 Mio. Euro unterstützen.

Die Furche: Die Dreikönigsaktion gilt als erfolgreichste Spendensammelaktion Österreichs.

Eder: Ja, erfreulicherweise. 2010 konnten wir 14,7 Mio. Euro sammeln, das sind um ein Drittel mehr als zehn Jahre davor. Ein Österreicher spendet somit im Schnitt rund 1,70 Euro. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 50 Cent pro Person.

Die Furche: Was ist der Grund für den Erfolg?

Eder: Ich glaube, wir sprechen einfach das Herz der Menschen an und vermitteln unsere Botschaft auf eine sehr sinnliche Art und Weise. Die Menschen freuen sich sichtlich, wenn die Sternsinger kommen und in den Pfarren, die die Aktion ja direkt durchführen, sehen die Mithelfer die Aktion als ihr eigenes an. Dazu kommt der wirklich gute Zweck, dem die Gelder zugutekommen.

Die Furche: Wofür werden die Gelder eingesetzt?

Eder: 92 Prozent gehen in Entwicklungsländer. Das ist aber eine rein statistische Angabe, denn beispielsweise ehemalige Ostblockländer werden da nicht dazugezählt. Dort helfen wir aber auch, wenn Not herrscht. Sofern möglich, arbeiten wir vor Ort mit lokalen Projektpartnern zusammen. Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten und Projekte langfristig unterstützen.

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