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Österreichs Muslime warnen vor steigender Islamophobie.

Showdown zwischen dem Journalisten Christian Ortner und Anas Schakfeh, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. In der ZiB 3 am 15. Jänner wiederholte Ortner seine schon zuvor in mehreren Publikationen geäußerte Warnung: Die Erweiterung des Islam sei ein Gebot für die Gläubigen dieser Richtung. Menschen mit terroristischen Absichten, so Ortner, sei es deswegen leichter, den Islam für ihre Zwecke zu nutzen. Außerdem monierte Ortner, dass der Islam keine Toleranz ausübe.

Anas Schakfeh entgegnete, dass er "mit 99-prozentiger" Sicherheit ausschließe, dass in Österreich Terrorgruppen unter dem Deckmantel des Islam aktiv seien. Auch die anderen Vorwürfe Ortners ließ Schakfeh nicht unwidersprochen, erinnerte daran, dass der Islam in seiner Geschichte andere Religionen sogar gefördert habe und warnte seinerseits vor einer steigenden Islamophobie.

Am selben Tag hatte Schakfeh in einer Pressekonferenz auf die steigende Ablehnung gegenüber Muslimen im Land aufmerksam gemacht. "Es gilt jetzt, den Anfängen offener Islamfeindlichkeit zu wehren", mahnte Schakfeh: "Muslime werden jetzt häufig pauschal mit Terror und Krieg in Zusammenhang gebracht, diskriminierende und beleidigende Äußerungen sind verstärkt zu hören."

Laut Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft, ist es zwar gelungen in Diskussionsrunden Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: "In der Zwischenzeit haben sich aber islamfeindliche Positionen zunehmend zementiert." Auf einem Linzer Friedhof, so Baghajati, wurde die Vandalenakte an muslimischen Gräber von den Behörden als "Witterungsschaden" heruntergespielt. An einer Wiener Schule habe man, so Baghajati weiter, im Unterricht ein Arbeitspapier zum Islam herausgegeben, in dem die fünf Säulen (Glaubensgrundsätze) des Islam ins Gegenteil verkehrt und "in Richtung Kampfvorbereitung uminterpretiert" worden seien.

Zeynep Elibol, Direktorin der Islamischen Fachschule für soziale Berufe, erzählte der Furche jedoch auch positive Beispiele des gegenseitigen Kennen- und Akzeptieren-Lernens zwischen Muslimen und Österreichern anderer Glaubensrichtungen: "13 Lehrer aus unterschiedlichen Ländern, unterrichten an unserer Schule", so Elibol: "Als Unterrichtssprachen gelten Deutsch, Arabisch und Englisch." Rund 60 Schüler besuchen derzeit ihre Fachschule - und "nur 15 davon sind männlich". Die traditionelle Meinung, dass Mädchen keine Ausbildung brauchen, könne sie in Diskussionen mit deren Familien oft entkräften, betont die Direktorin. Deswegen greife der Vorwurf zu kurz, offizielle islamische Stellen würden die Diskriminierung der Frauen fortsetzen.

"Die Stimmung zwischen Muslimen und der übrigen Bevölkerung in Österreich ist immer noch besser als in den meisten anderen europäischen Ländern", relativierte schließlich auch Präsident Schakfeh das düstere Bild. Verstärkte Information und beiderseitige Begegnung seien aber weiterhin zum Abbau von Hemmschwellen nötig, so der Präsident, um Muslime positiv im Bewusstsein der nichtmuslimischen Gesellschaft zu etablieren. Damit es zur Selbstverständlichkeit wird, dass "Arbeitskollegen respektieren, wenn der muslimische Kollege - an Stelle einer Kaffeepause - sein Gebet verrichtet".

Die Autorin ist Studentin der Katholischen Medienakademie.

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