Wo Dialog irreal oder unnötig ist

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„In keiner Mutter erfolgt Empfängnis ohne Sünde.“ Das war die Position von Papst Leo I. im 5. Jahrhundert. 600 Jahre später hielt Papst Innozenz II. fest: „Da Priester Tempel Gottes sein sollen, Gefäße des Herrn und Heiligtümer des Heiligen Geistes …, verletzt es ihre Würde, im Ehebett zu liegen und in Unreinheit zu leben.“ Nun gut, muss man sagen, das war halt das Mittelalter, in dem solche Positionen weithin geteilt wurden, und eine durchaus logische Schlussfolgerung aus solchen Prämissen war der Zölibat. Heute, da diese Prämissen von niemandem mehr geteilt werden, sollte man auch die Schlussfolgerung neu überdenken.

Von niemandem mehr? Als Papst Benedikt XVI. dieser Tage den heiligen Pfarrer von Ars als Patron zölibatär lebender Priester vorstellte, sagte er: „Auch seine Keuschheit war so, wie sie für den Dienst eines Priesters nötig ist. Man kann sagen, es war die angemessene Keuschheit dessen, der gewöhnlich die Eucharistie berühren muss.“ Aha. Selbst die Berührung einer Ehefrau macht demnach liturgisch noch immer „unrein“ und ungeeignet für die Berührung des Herrenleibs. Darüber einen Dialog zu suchen, ist irreal. Da heißt es nur: Zähne zusammenbeißen und warten, bis eine künftige Kirchenleitung in der Welt, in der wir heute leben, angekommen ist.

Also reden wir über das, was heute notwendig ist! Etwa das Herausrappeln aus der Weltwirtschaftskrise. Über die Abtragung des Staatsschuldenberges, den wir eben auftürmen. Oder über eine Verbesserung des Bildungs- und des Gesundheitssystems. Oder vielleicht gar über eine Neudefinition von Föderalismus im Zeitalter von Globalisierung und Integration. Einer muss damit endlich anfangen!

Einer hat wirklich angefangen. Seither läuft in vielen Medien eine Debatte über die Bundespräsidentenwahl, die in einem Jahr fällig wird und heute niemanden kratzt, und in der Krone-Zeitungsfamilie eine miese Anti-Fischer-Kampagne. Lebt nicht nur die katholische Kirchenleitung in einer fernen anderen Welt?

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